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KUNST AUS DEM 8. KONTINENT

Ausführungen zu SYMBIOTISMUS in Ausführungen

SYMBIOTISMUS als Neuwort

SYMBIOTISMUS als philosophische Betrachtung

SYMBIOTISMUS als Stilrichtung der bildenden Kunst

Inhalt

Die Offenbarung/Manifestation

Mit dem Begriff SYMBIOTISMUS balanziert man ein sehr neues Wort auf der Zunge und man kann tatsächlich behaupten, daß diese Wortneuschöpfung gerade dabei ist, sich in unsere Sprache einzugliedern, also bereits ein überlebensfähiger Baum im Wortwald der Sprachen geworden ist. Wohl jedes Wort vertritt die Aufgabe, Dinge, Zustände, Handlungen usw. als Metapher durch sich zu verkörpern. Man hat es mit Synonymen zu tun, deren Bedeutungen allgemeinhin bekannt sind und die meist schon allein durch die Art ihrer Beschaffenheit in der Lage sind, auf den zugrunde liegenden Inhalt zu verweisen.

Einer jeglichen Wortverwendung lag wohl ursprünglich eine Ausdrucksnot vor, die zu beseitigen eine Wortmetapher möglich machte. Durch die Verbalisierung einer solchen Mangelerscheinung genießt man den Vorteil, ehemals unformulierte Dinge oder Zustände als dialogfähige Begriffe plötzlich anschaulich und sinnbildlich zu erhalten. Aus einem unbegrifflichen Monolog im Inneren kann sich durch aufgreifende, bereichernde Worte also ein extrovertiert zu führender Dialog nach außen hin entfalten.

Die Verwendung eines Begriffes aber erfordert, diesen in der betreffenden Reichweite konkret kennengelernt zu haben, um damit die Erfassungsmöglichkeiten des Begriffes unmissverständlich zu wissen und die Zuständigkeit plausibel abgrenzen zu können. Da man sich innerhalb der angewandten Sprache meist der Wörter bedient, um dadurch verschiedenartigste Gedanken auszudrücken, können Werke der bildenden Kunst in vielen Fällen als erweiterte Worte gedeutet werden. Kunstwerke sind durchaus in der Lage, begriffliche Klarheit zu steigern und die inhaltliche Bedeutung von Begriffen in deren Volumen zu vergrößern, insofern sie sich Themen widmen, die auch durchs Wort behandelt werden.

Gerade im Hinblick auf den Begriff SYMBIOTISMUS lassen sich die gezeigten Werke dazu nutzen, dem Neuwort mehr Fülle im Raum der Sprache, tiefere Wurzeln im Garten der Sprachen zu verleihen. Aus dieser Besonderheit heraus muss man SYMBIOTISMUS nicht alleinig durch das nüchterne Hören von Gedankenbildern verstehen; zur leichteren Erweckung des Verständnisses bietet sich daher die lebendige und heitere Möglichkeit, den zu vermittelnden Inhalt des Wortes direkt vor Augen führen zu können.

Durch das Vorwegnehmen des Aufbaus einer Abbildung, welche die allgemeine Bedeutung des Begriffes SYMBIOTISMUS reflektiert, wie auf den Gemälden geschehen, kann der Leser mehr innere Freiheit darin gewinnen, ein eigenes inneres Bild der Interpretation des Begriffes aufzubauen. Die Haltung zum Aufbau eines persönlichen Bildes kann durch die Orientierung am gemalten Allgemeinbild umso entspannter und gelassener sein. Hört man z. B. das Wort 'Baum', so stellt man sich einen allgemeinen Baum vor, der, obgleich er von Mensch zu Mensch individuell verschieden gedacht sein kann, für die Masse aller Bäume jeweils stellvertretend ist. Etwas schwieriger verhält sich dieser Zusammenhang von Wort und Bild bei nichtstofflichen abstrakteren Begriffen, wie z. B. 'Ursprung', 'Notwendigkeit', oder aber 'SYMBIOTISMUS'.

In Hinblick auf den zuletzt genannten Ausdruck beziehen die zu sehenden Gemälde Stellungsnahmen auf den innewohnenden abstrakten Gehalt des Begriffes. Neben anderen Wertmaßstäben versuchen die Gemälde daher völlig unverbindlich und ohne einen dominanten Anspruch zu erheben, abstrakte Erkenntnis als greifbar gewordene Realität zu übermitteln. Der Beschauer erhält so eine orientierungsspendende und sich dennoch liberal zurückhaltende Wegweisung für eigene innere Bilder zum Begriff SYMBIOTISMUS. Letztlich werden unnötige und vermeidbare Missverständnisse gleich vorweg verhindert und das zugunsten einer spontanen Nutzbarkeit des Begriffes, die durch individuell und frei ausgestaltete Innenbilder, welche Allgemeingültigkeit besitzen, unterstützt und ermöglicht wird.

SYMBIOTISMUS ist im Grunde genommen eine Erkenntnisphilosophie, die man als Weltanschauung auffassen kann, die aber auch als Kunstrichtung sichtbar zu machen ist. Kurzum formuliert ist es das Hervorheben der Analyse vom "Zusammenhang von Allem" in unserer Welt. Dieses Alles bezeichnet in unserer Intention das All selbst einschließlich allen sich darin befindlichen.

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Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, wozu auch hier auf Erden die allerkleinsten Bestandteile und die noch so unauffälligsten Kräfte gehören, einschließlich deren ausgleichende Negativbilder, die, wie später noch angeführt wird, von unvermutet großer metaphysischer Tragweite und realer Bedeutung sind.

Man könnte sich bequemlicherweise von der Versuchung verleiten lassen, dieses Alles als komplexes Ganzes sich selbst sein zu lassen und aufgrund der vermutbaren entfernten Abstraktheit ein näheres Hinsehen und Finden gar nicht erst zu erwägen.

Dabei ist durch dieses Alles so unermessbar viel umfasst, dass man gerade im naheliegendsten Umfeld bereits einen beeindruckenden Ausdruck dieser Begebenheit bemerkt, sich ein Nähern an abstrakte Distanz im eigentlichen Sinne erübrigt. Wie es beispielsweise möglich ist, durch das Anwesendsein von einem einzigen Menschen auf das kollektive Menschengeschlecht rückzuschließen, so lässt sich auch durch das bewusste Wahrnehmen des direkten Umfeldes indirekt ein tiefer Einblick in die verwobene Gesamtheit von Allem herbeiführen. In solchartiger Erfahrung eines kleineren, überschaubaren Ausschnittes liegt trotz allem das Potenzial zum Ergreifen des kollektiven Absoluten.

Die Tatsache, dass man als Mensch auch ein kleiner Bestandteil des umfassenden Großen ist, lässt uns die symbiotistische Betrachtungsweise womöglich recht vertraut erscheinen.

Diese Teilnahme an der Gesamtheit kann man zumindest als eine einladende Möglichkeit zum Einblick in diese werten, der sich mit dem weiteren Befassen in einen Überblick verwandeln kann.

Ganz offensichtlich hat man es beim SYMBIOTISMUS mit einem in sich geschlossenen System zu tun, welches für uns Menschen allerdings nicht verschlossen sein kann, da wir selbst darin unsere Existenz bewältigen. Es kann mit Hilfe eines ausreichend großen Überblicks von innen erfasst werden, wenn man sich damit auseinandersetzt und es zu erfahren wünscht.

Das Weltsystem ist ein in sich geschlossenes Geflecht, im Sinne von in sich voll erfüllt und vollständig. In einem solchen System kann es keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Schönheit oder etwa Hässlichkeit geben, da durch diese Einsicht jedes beteiligte Element einen gleichwertigen Stellenwert erhält und jede Beurteilung daher eine unangemessene Einschätzung ist.

Wer denkt da nicht an die Liebe, die ihrem Wesen nach harmonisierend ist und jeden und alles annimmt? Alles bedarf einander und lebt miteinander, ungeachtet dessen, ob es, ausgehend von der menschlichen Einstellung, ein wohliges oder eher unbehagliches Miteinander ist.

Prinzipiell ist nichts umsonst vorhanden, sondern jede Ansammlung von Existenz ist der Träger einer spezifischen Gewichtigkeit, die ihre Bedeutung zur ausgeglichenen Gesamtbalance aller Existenzen hat. Und sollte eine Spezies oder eine Zelle nicht mehr von Weltbedeutung sein, dann kümmert sich die Evolution sehr gerne um einen förderlichen Austausch.

SYMBIOTISMUS schließlich ist der bis heute noch nicht gefallene Begriff für die uralte Anschauung, dass sich alles durch Kausalabläufe unaufhörlich im Fluss befindet, um sich gegenseitig auszutauschen, um sich gegenseitig abzubauen und in anderer Form an anderer Stelle wieder aufzubauen.

Die Entstehung der Geschehnisse gehört in besonders prägnanter Weise zu einem geschlossenen System dazu, da ein solches nur aus sich heraus geschehen kann. Es trägt die Quelle des Lebens und dessen Erhalts bereits tief in seiner Innerlichkeit. Das geschlossene System fällt von Moment zu Moment in sich zusammen, erfährt aber in denselben Augenblicken den Ausgleich durch Erneuerungen in anderer Beschaffenheit an anderer Lokalität.

Es hindert nichts daran, die inhaltliche Tragweite des Begriffes SYMBIOTISMUS mit dem Magnetfeld der Erde im Vergleich zu führen, durch welches auch alles in einer bedeutsamen Ordnung zusammengehalten wird.

Es ist zulässig zu sagen, dass man die Schwerkraft nur in ihrer Wirkung, nicht aber in ihrer Ursache erlebt. Das indirekte Ausmaß, in welchem die symbiotistische Wahrheit in unserer Welt vorhanden ist, scheint dem der Schwerkraft mindestens ebenbürtig und in keiner Weise geringer zu sein.

Man kann sie herausfiltern aus den Abläufen der Politik, der Wirtschaft, dem spezifischen Sein der Wissenschaften, der Liebe, den Gedankengängen oder etwa den Geschehnissen der Weltgeschichte. Diese Beobachtung gilt für den Mikrokosmos ebenso wie für den Makrokosmos und diese Erkenntnis gilt für die sichtbaren Ebenen unserer empirisch nachweisbaren Seinswelt, wie auch für die unhörbaren Ebenen der Psyche oder der Metaphysik.

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Sie ist das aufschlussreiche Ergebnis, welches sich auf der Suche nach dem kollektiven Zusammenhalt ergibt. In allerletzter Hinsicht hat man es demgemäß immer mit Wahrheiten zu tun, wobei hinzuzufügen ist, dass bildende Kunst und Wahrheitsfindung immer schon ein enges, intimes Verhältnis zueinander pflegten und haben, ja sogar die eine die andere so existentiell bedarf, wie z. B. das kleine Kind die Mutter von Nöten hat, um existieren zu können. In solchem Vergleich findet man die Intensität, mit welcher die Kunst die Wahrheit benötigt, um sich davon permanent vollzusaugen und zu nähren.

„Das Kunstwerk ist das Geschehnis der Wahrheit.“ – Martin Heidegger, Vom Ursprung des Kunstwerks

Nun, nachdem zur Veranschaulichung gebracht wurde, wie allgegenwärtig die symbiotistische Erkenntnis eigentlich ist, werden Sie sich wohl zurecht fragen, ob man einen symbiotistischen Charakterzug auch einer ganz normalen, alltäglichen und beliebigen Situation entlocken kann. Und Sie werden die Antwort bereits richtig erahnt haben, denn sie lautet: Ja!

Die Symbiose im Alltag

Man kann sich ein leicht nachzuvollziehendes Beispiel vor Augen führen. Wenn Menschen z. B. in einem Raum miteinander versammelt sind, sind sie, bildlich gesprochen, in einem Punkt miteinander gebündelt und sind in diesem für sich abgeschlossenen Raum in bestimmte Relationen zueinander gesetzt. Es besteht also eine multipolare Beziehung innerhalb des Raumes. Jeder steht in einem bestimmten, vorhandenen Verhältnis zu einer Vielzahl von anderen Personen, und wie man sieht, ist dieses dann vorherrschende Verhältnis zueinander in einen einzigen Punkt zusammengefasst. Man kann die wahrgenommenen Beziehungsmomente innerhalb dieses Treffpunktes realistischerweise auch als ein Zusammenleben definieren, im eigentlichen Sinne als Symbiose oder konkreter auch als Gruppensymbiose verstehen.

Bei gewissem Nachdenken und Reflektieren wird man aber auch darauf stoßen, dass die versammelten Menschen natürlicherweise auch immer mit Personen in indirekter Beziehung stehen, die nicht anwesend sind. So verfügt ein jeder doch über eine Rolle in der Gesellschaft, welche ganz individuell verschiedene Spuren hinterlässt. Vielleicht hat einer der Anwesenden im Verlauf des Tages einer Person eine Freude bereitet, welche gerade jetzt wieder genossen wird. Oder man ist ein Elternteil und die Kinder denken an einen. Von unauffälliger Natürlichkeit ist auch der Fall, einer Person etwas abgekauft zu haben – einen besonderen Schmuck oder ein liebgewonnenes Kleidungsstück vielleicht –, wodurch indirekt nun eine Relation zu der Person miterworben wurde.

Und man kann weiterfahren und feststellen, dass auch zu den Dingen um uns herum bestimmte bewusste und unbewusste Beziehungen auszumachen sind, und bei genauerer Betrachtung auch zu den nicht unmittelbar vorhandenen Dingen.

„Im Wunder des Kunstwerkes tritt der Mensch mit der ganzen Welt in Verbindung, die Sichtbares und Unsichtbares umfasst. Das Sichtbare sind die den Menschen umgebenden Lebewesen und Dinge. Das Unsichtbare sind die in der Welt wirkenden Kräfte, die dem Menschen als geheimnisvolle, ihn erregende oder bedrohende Naturmächte oder Götter entgegentreten, und die in ihm selbst als ihn bedrückende oder beglückende Seelenregungen und Empfindungen leben.“ – Prof. Dr. F. Baumgart, TU Berlin

Die Bedeutung von Kausalfolgen

Wir Menschen brauchen uns und dies alles im Sinne von sym, was bekanntlich aus dem Lateinischen stammt und „zusammen“ bedeutet, um unser bios, das Leben, erst erleben und verwirklichen zu können.

Man kann aber am obigen Beispiel auch noch ergänzen: Jeder Versammelte hat Augenblick für Augenblick ein sich stets erneuerndes Verhältnis zum Anderen. Blickt man sich gegenseitig an, so verengt sich die Beziehung zur gesehenen Person. Es knüpfen sich Emotionen daran, die sich ändern werden, wenn man sein Blickfeld verändert. Ein Blick löst den vorhergehenden ab, eine Emotion folgt der vorangegangenen.

Es entstehen daher Kettenreaktionen, oder um es noch geschmeidiger zu formulieren: Es entstehen Kausalfolgen, welche in ihrer ganzen Reichweite niemals vollständig zu ermessen oder gar geistig zu erfassen sind. Wenn unsere Welt diese Kausalkonfigurationen nicht hätte, könnte nichts existent geworden sein. Die Welt wäre sozusagen als „Folge“ einer niemals zustande gekommenen Kausalabfolge nicht geboren worden.

Allein die Beobachtung, dass und wie sich die Welt in ihrem heutigen Sein herausentwickelt hat – welches nur eine vorübergehende Möglichkeit unter einer Vielzahl von anderen denkbaren Versionen geworden ist –, nötigt die unbeantwortbare Frage hervor, welche und wie viele weitere Gestaltungsarten es für jede schon erloschene Gegenwart denn noch gegeben hatte.

Die Vielfalt des Daseins

Dass sich diese Fragen und Erwägungen durchaus auf dem Gebiet der bildenden Kunst abspielen, geht deutlich aus einem Zitat von Prof. Dr. F. Baumgart hervor:

„Ein Werk wird nur durch die gestaltende Form zum Kunstwerk. Form aber ist Ordnung.“

Bei der Vielfalt der sich auf Erden befindlichen Lebewesen, Dingen, Zuständen und Handlungen lässt sich vielleicht mutmaßen, dass wohl jede mögliche Daseinsform, die irgendwie entstehbar erscheint, auch tatsächlich zum subjektiven Dasein erhoben worden ist oder noch werden wird. Diese leichtfertige Vermutung wäre allerdings zu vorschnell ausgesprochen.

Sie lässt sich an einem Beispiel ohne weiteres widerlegen, wenn man sich darauf besinnt, dass bei der Befruchtung einer Eizelle Millionen von Anwärtern sich auf den Weg machen – und doch nur ein einziger das Ziel erreicht.

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erfolgreich zum Zuge kommt, all die Anderen aber niemals mehr eine neue Möglichkeit zum realen Werden erhalten, wobei man denselben 'Mangel an Existenz' auf ungezählte Dinge, Zustände und Handlungen ausweiten kann und muß.

Sind es einerseits die vielversprechendsten positiven äußeren Vorraussetzungen, so bedarf es zusätzlich aber auch der innewohnenden Stärke, dem Durchsetzungsvermögen einer Möglichkeit, welche sie zur Wahrwerdung benötigt.

Eine Möglichkeit kann sich selbst nicht ermöglichen, sondern benötigt ein symbiotistisches Geflecht aus günstig wirkenden Zusammenhängen und Fügungen, um sich daran in die Höhe zu strecken.

Eine Möglichkeit ist in sich wohl passiv und beginnt sich erst zu bewegen, wenn die Gunst der Umstände vorhanden ist, welche diese in ein dynamisches System zieht, in dem sie ihren ersten impulsiven Anstoß und damit ihre erste Bewegung erhält.

Sobald eine derartige empirische oder metaphysische Kräftekonstellation als Befreier und Auslöser einer Möglichkeit erreicht ist, hat diese eine Vielzahl von Gelegenheiten, sich durchzusetzen oder ihre Entfaltung auch nicht zu erhalten.

Es besteht also ein direktes Verhältnis zwischen der sich objektiv und apathisch verhaltenden Umgebung, welche sich in positive und negative Umstände aufspalten läßt, wobei diese Trennung von einer betrachteten Möglichkeit zur anderen relativiert zu sehen ist, und dem subjektiven Vermögen einer 'zufällig' mobilisierten Möglichkeit, aus dem erhaltenen Schwung der positiven Umstände, in sich eine überlegene, opportunistische Durchsetzungstaktik zu erzeugen.

Dieses subjekive Vermögen steht allerdings den biologischen Entfaltungsmöglichkeiten in höherer, flexibelerer Form zur Verfügung, als es der trägereren Materie und deren Bausteine innewohnt.

Was aber am Ende dieser Betrachtung steht, ist die Betonung darauf, daß jede gewordene Wirklichkeit über eine unzählbare Anzahl nicht gewordener Wirklichkeiten bzw. gewordener Unwirklichkeiten erhoben wird. Für jede einzelne Geburt einer Möglichkeit in die Realität wurden zehntausende Anderer am Leben gehindert. Sie alle bleiben erstart und bewegungslos in der Zeitansammlung der Jahrtausende zurück. Für die symbiotistische Betrachtung hat das Gesagte die Gewichtigkeit darin, daß alle in der Verborgenheit gebliebenen Realitätsbewerber mit in die Erkenntnis aufgenommen werden müssen.

Das Wesen der Welt liegt im Verborgenen gebettet.

Auf wissenschaftliche und empirische Weise läßt sich lediglich der äußere Abschnitt der Welt erkennen, messen und demzugrunde mit Lehren und Weisheiten darüber logisch schlußfolgen.

Es kann sich dabei aber nur um einen verhältnismäßig kleinen Teil der Welt, nämlich um die verwirklichte 'Haut der Welt' handeln.

Diese empirische Realität, diese Haut in der wir täglich Leben, kann aufgrund ihrer Nähe zu uns Menschen als Eingangstor in die inneren Wesenszüge, in das Herz der Welt dienen.

Befindet man sich aber gedanklich hinter oder besser ausgedrückt unter der Haut, dann kann man als Zuschauer in der Loge das wesenhafte Zusammenspiel der kollektiven Zusammenhänge staunend beobachten. Dort offenbaren sich unzählige, komplex miteinander sich verknüpfende Kausalabfolgen, die tausendfältige Möglichkeiten der Verwirklichung optional eingehen könnten, von denen jedoch nur wenige auserlesene Variationen unter günstigsten Konditionen tatsächlich verwirklicht werden.

Kausalabfolgen von verschiedenartigsten Charakteren erweitern sich ständig und reagieren dabei ununterbrochen miteinander auf vielfältige Arten und Weisen.

Daß dies so unaufhörlich und ewig geschieht, läßt sich rein spekulativ auf einen Lebensodem der Welt zurückführen. Ein Gläubiger könnte vielleicht annehmen, daß sich Gott irgendwo in oder zwischen dieser Verborgenheit aufhäl. In dieser chaotischen Ordnung von Zufall und Gefüge, von Bewegung und Erstarrtheit wird Wahrheit immer wieder auf das Neue geschaffen.

Egal ob sie sich durchsetzt oder zurückgehalten wird, ist sie, auch als nicht auf der Haut der Welt erscheinenden Realität, im Verborgenen unentdeckt vorhanden.

Gewesene, aber nie verwesende Zeitozeane speichem die versunkenen Schicksale unserer Ahnen dort unter der Oberfläche der gerade im Augenblick sich fast herausgebildeten und der tatsächlich seienden Wahrheiten.

SYMBIOTISMUS als Universalanschauung

SYMBIOTISMUS als Universalanschauung erkennt auch die wahre Existenz von unzählig vielen, nicht real gewordenen Realitäten an. Neben dem Realis hat die Welt es auch mit dem irrealen Konjunktiv des nie enden wollenden Schöpfungsprozesses zu tun. Kausalabfolgen nehmen in unendlich großer Anzahl ihren Verlauf in jeder nur denkbaren und irgendwie möglichen Form und Beschaffenheit in uns und um uns herum.

Zur genaueren Vorstellung dieser Beschreibung bietet es sich an, an einen gleichförmigen Würfel mit den Seitenlängen von einem Meter zu denken. Weiter kann man sich eine große Anzahl von Spinnen ausmalen, die innerhalb dieses einen Kubikmeters Rauminhaltes ihre Fäden in langer Zeit, sehr dicht und unüberschaubar komplex gewoben haben. Für unseren Vergleich legen wir außerdem fest, darin den Tagesablauf eines Menschen abspielen zu lassen. Dafür wählt man sich eine Ecke als Ausgangsposition und muß, ohne allerdings rückwärts zu gehen da die Zeit auch nur vorwärts unterwegs ist gleichmäßig schnell in die diagonal entgegengesetzte Ecke wandern.

Man entnimmt diesem Beispiel sehr anschaulich eine zahllos große Menge von Abzweigungen und Weggabelungen, denen sich der Tageswanderer erwartet oder unerwartet gegenübergestellt sieht. Für jede getroffene Entscheidung muß man andere Angebote ungenutzt hinter sich zurück lassen.

Die Möglichkeit einer weitreichenden Vorausschau ist in dieser Maschendichte überhaupt nicht

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wahrnehmbar, genauso wenig, wie man auch nicht in die Zukunft blicken kann.

Jede getroffene Entscheidung hat ihre unwiederruflichen Konsequenzen und bringt zugleich viele neue Auswahlmöglichkeiten mit sich einher. Obgleich man von Gegenwart zu Gegenwart nur immer eine Einzige davon bewahrheiten kann, waren all die Anderen genauso realistisch anwesend und damit existent. Dort liegen unzählig viele und ebenso bedeutsame Möglichkeiten zwar unscheinbar im Verborgenen, aber unbedingt real vorhanden, an denen man nur deshalb nicht vorbei kam, weil man z.B. eine Stunde vorher eine ganz Bestimmte der hunderten von Abzweigungen nicht genommen hat, wie man Hundertschaften von anderen Weichenstellungen zugunsten einer einzigen Erwählten auch nicht nutzen konnte. In jeder einzelnen Abzweigung pulsiert dabei eine ganzheitliche Lebensperspektive und trägt das Potential zur Verwirklichung mit in sich herum. Überall gibt es verlockende Angebote zu verwirklichen. Es herrschen daher Relationen und Verhältnisse von unterschiedlichem Grade zwischen den dicht miteinander verwobenen Strukturen, die mehr oder weniger bequem zu bewältigen sind.

Alles hängt miteinander zusammen und ist durch innere Verflechtungen ineinander verwoben. Hieraus erhält man eine autonome, individuelle und überschaubare Definition für den Begriff SYMBIOTISMUS.

Die symbiotistische Analyse des Weltwesens erkennt die universale Gesamtheit aller potentiellen Möglichkeiten als uneingeschränkt gegeben an.

Man könnte nun zweifeln und einwenden, daß die Anerkennung der totalen Vernetzung überflüssig und wahnwitzig sei, da sie in diesem fülligen Ausmaß niemals in der Realität vorkommt, demnach als nichtig zu erklären ist.

Da aber läßt sich die Argumentation für den SYMBIOTISMUS insofern einleuchtend weiterführen, als daß man aussprechen muß: Die absolute Anwesenheit von allen unwahrscheinlichen und wahrscheinlichen, abstrakten und realistischen Möglichkeitsoptionen ist immer zuallererst nötig, um überhaupt eine reelle Auswahl treffen zu können. Die relativ wenigen realisierten Möglichkeiten konnten nur unter der Voraussetzung geschehen, daß sie vorher in diesem metaphysischen Netzwerk als bloße unverbindliche Optionen enthalten waren. Damit spielen die nicht zum Zuge gekommenen Möglichkeiten die Rolle der Träger der Realität im Sinne von Stabilisatoren und sind unabdingbar nötig gewesen.

Dieses Beispiel mit dem dreidimensionalen Würfel zeigt deutlich, welchen Aufwand man zu betreiben hat, um die innere Wesenheit eines einzigen Tagesablaufs eines Menschen in der Welt annähernd zu vergleichen. Um wieviel komplexer abzufassen ist dann erst die Beschreibung des verborgenen Wesens eines vollständigen Lebensweges eines Menschen oder gar die innere Wesenheit der Welt.

Man könnte sich nun die Frage stellen, wie das Verhältnis zwischen dem Ableben einer biologischen Kreatur und dem sich durch unendliche Gegenwarten ständig erweiternden Netz auszusehen hat und wird darauf stoßen, daß durch ein Ende einer Lebenslinie diese innerhalb des symbiotistischen Netzes steif erstarrt bleibt und zurückgelassen wird, während sich das Netz der Begebenheiten weiter nach außen hin im immer gleichen Tempus ausdehnt. Im Leben selbst war man hingegen ein freier Zeichner und Gestalter vom eigenen Linienverlauf, frei zumindest innerhalb der gebotenen oder auch gezielt hervorgenötigten Möglichkeiten. Diese vermeintliche Freiheit spielt sich nur in einem, durch die Entscheidungsnotwendigkeit, verengten Raum ab und ist also nur relativ real vorhanden.

SYMBIOTISMUS umfasst alle potentiellen Möglichkeiten zur Entfaltung der Begünstigsten in der Realität und schließt damit Kausalität als Verursachung der Manifestation dringlich mit ein.

Dadurch entblößt sich das Wesenhafte an der Welt, oder genauer am Funktionieren der Welt. Man erhält Einblick in die verborgenen Wurzeln, an denen sich das Weltgeschehen im Großen und im Kleinen nährt.

Da man mit dem bisher zur Verfügung stehenden Wortschatz diese inneren Zusammenhänge zwar in ihrer Abstraktheit fassen und deuten kann, zumindest mit Hilfe der Verwendung von Metaphern, ein treffender Kollektivbegriff aber fehlte, war die Prägung des Wortes SYMBIOTISMUS unumgänglich und hilfreich. Hierdurch lassen sich langwierige müßige Beschreibungen gerne ersparen.

Es ist durchaus vertretbar, das symbiotistische Geflecht als Urheber von allem Sein und Nichtsein und darin begründet als letzte Möglichkeit zur Verfertigung der Realität im Verlauf der Zeit aufzufassen. Der Zusammenhalt von allen wirkenden Kräften, passierenden Handlungen, anwesenden Dingen und Lebewesen besteht und klebt aneinander in dem Raum, welchen sich das umspannende Netzwerk von Augenblick zu Augenblick mächtig und widerstandslos verschafft.

Wenn man die Forderung nach einer präzisen Vorstellung in sich trägt, so ist es erlaubt, sich imaginär zu vergegenwärtigen, auf welche Art und Weise sich im eigentlichen Sinne dieses unmeßbar große Spannetz, diese zeitumspannende Kugelfläche also, seit dem Anbeginn der Zeit von einem inneren Mittelpunkt nach außen hin dehnt und erweitert, wie es auch jetzt gerade und immerfort geschieht.

Es ist demnach entstanden wie der sich ausdehnende, raumverschaffende Kosmos in seiner kugelförmigen Gestalt, allerdings mit dem bemerkenswerten Unterschied, daß sich alles Entstandene in einer gelähmten, unbeweglichen Struktur festgesetzt hat. Im Inneren des Kosmos vergeht zwar sich bewegende Zeit, die anhand der Planetenumläufe zum Ausdruck kommt. Im Inneren des symbiotistischen Kosmosnetzes verging Zeit ehemals. Sie vergeht tatsächlich nur am äußersten Rande und hinterläßt unzeitliche Zustände, wie jemand, der Spuren in den Sand während des Verlaufs von Zeit setzt, diese hinter ihm aber starr und unbeweglich in der Vergangenheit zurück bleiben. Eine jegliche Vergangenheit erstarrt also im Raum, sobald sie unmittelbar geschehen ist.

Dieses Charakteristik birgt in sich den Vorteil, ein Greifbarmachen dieser Art von Weltbeschaffenheit zu...

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erhalten. Die Existenz dieses stagnierten Speichers läßt eine imaginäre oder auch visionäre Annäherung erst zu und durchführbar erscheinen. Man gewinnt darin festen Halt.

Für die vorher angeführte Metapher mit dem gleichseitigen Quadrat fällt im Zuge dieser Betrachtung aber elne erwähnenswerte Notdurft auf, die noch einer Erwähnung bedarf, denn im Inneren jenes von Spinnfäden durchwebten Würfels wurde eine in sich starre Struktur vorweggenommen, was zwar zur unkomplizierteren Verdeutlichung erleichternd war, jedoch durch das soeben ergänzend Ausgesprochene einen fahlen Schleier von Unkonkretheit aufgedrückt bekommt.

Gemäß der Reflexion an den wirklichen Begebenheiten hat man die Feststellung zum Ausdruck kommen zu lassen, daß sich ein solches Netz vom Ausgangspunkt des gedachten Tages wegführend in die Fülle des Würfelraumes hinein ergießt und zwar in zeitlicher Regelmäßigkeit, aber größtmöglicher Asymmetrie und Verflechtung, wobei die vorderste Spitze der eigenen fortschreitenden Tageslinie des Lebens von oben und unten, von links und von rechts her, von hinten schräg oder diagonal u.s.f. blitzartig durchzielt oder nur außen mehr oder weniger stark berührt wird. Dabei gilt dies für jedes kurz aufblitzende Präsens immer wieder von neuem in neuer Variation. Nur vome wird gewebt, geflochten und Bewegung ausgeübt, werden Entscheidungen gefällt. Die dabei zustandegekommenen Formstrukturen bleiben in ihrer Zusammensetzung im steifen, unverrückbaren Gitter hinter der Gegenwart zurück, aber erhalten und bewahrt, und man selbst wird beim weiteren Tagesverlauf durch die Kraft der Zeit von diesen erstarrenden Webmaschen wegkatapultiert.

Aktive Hoffnung ist das bewußte Ausschauhalten und Herbeiführen nach hellen, glücksvermittelnden Fäden. Passive Depression ist dem melancholischen Zurückblicken nach einst geglückten Verbindungen gleich, während man im erlebten Augenblick mehrheitlich von dunklen, schmerzenden Fäden gestreift oder direkt getroffen wird und betroffen ist. Bei tieferen Eingang in das symbiotistisch Wesenhafte der unserer Welt zugrunde liegenden metaphysischen Beschaffenheit, bemerkt man aber die Ähnlichkeit zum Wachstum eines riesigen Kristalls, bei dem man es im Innem auch mit starren Strukturen zu tun hat, die sich vom Mittelpunkt aus nach allen Außenrichtungen hin regelmäßig entwachsen haben, wenn auch dieser Vergleich dadurch etwas eingeschränkt ist, weil die im Kristall vorhandene harmonische Symmetrie ein direktes Parallelisieren verbietet.

Geht man davon aus, daß stattdessen ein äußeres Grenzchaos herrscht, welches auch als solches ständig abgespeichert wird, hat man den SYMBIOTISMUS besser und zutreffender veranschaulicht.

Man wird dabel womöglich an eine große Kristallkugel erinnert, die durch visionäre Analyse des Durchschnittes eine hochgradig komplexe Kritallanordnung reflektieren müßte, welche weiter zunehmen würde, wenn man sich denkt, die Kugel hängt im Raum und es regnet von allen Seiten neue unförmige Kristalle auf sie ein. Das innere Gefüge würde in sich verhant bleiben, während die Anwesenheit von Zeit und Kausalität einen Volumenzuwachs, oder anderst formuliert, eine globale und real nachweisbare Zusammenhangserweiterung als natürliche Folge bewirkt.

Dabei darf der Hinweis nicht fehlen, daß ein Auftreffen neuer Kristalle von außen zwar eine logisch nachvollziehbare Vorstellung ist, die wahrere innere Wesenheit der Welt aber gerade in der autodynamisierten Selbstschöpfung der bizarren Kugeloberfläche zu finden ist ein nach außen wirksames perpetuum mobile.

Ein Dasein von einem Leben entspricht analog zu dieser riesigen Kristallkugel nur der Selbsterhaltung einer kleinsten, unförmigen Linie, manchmal länger, manchmal kürzer, je nach Dauer der Existenz.

Nur einem vergänglichen, notgedrungenen Einweben in das 'erkaltende' Interaktionsgeflecht des SYMBIOTISMUS-Prinzips kommt die Manifestation im Leben gleich. Mehr ist da bei den besten Vorsätzen nicht auszumachen.

Als weiteren interessanten Aspekt, durch welchen die Annahme der metapysischen Starre, verhärtet wird, gehört das Augenmerk darauf zu richten, daß sich innerhalb der niedersten Existenzstufen der bloßen Materie der 'Satz der relativen Ruhe', oder anderst ins Wort gefaßt, die 'Braun'sche Molekularbewegung' als richtig erwiesen hat. Aus diesen zeitgenössischen Wissenschaftserkenntnissen läßt sich erfahren, daß man es in dieser Angelegenheit mit totalitären, unendlich lang andauernden Bewegungsmechanismen zu tun hat. Obgleich äußerlich ruhig und brach erscheinend, bewegt sich das Innere der Materie unaufhörlich und hält diese dadurch in ihrem subjektiven Bestand konstant.

Wendet man sich unter dieser Betrachtungsweise der über der Materie eingestuften Pflanzenwelt zu, so läßt sich aussagen, daß sich eine Pflanze immerhin während ihres gesamten dahinvegetierenden Daseins ständig erneuert. Bis zum Ende ihrer Pracht wächst sie von innen heraus in alle Richtungen ihrer Farmgebung, sei es Höhe, Tiefe oder Umfang und hört damit erst am letzten Tage auf.

Einen noch mehr relativierten Eindruck erhält man beim Blick auf die automobilen Kreaturen, als da Eierleger und Säugetiere zu nennen sind, an denen ein nur noch eingeschränkter, in Schranken gewiesener Wachstums-und Ausbreitungsprozeß beobachtbar ist. Nach dem Überschreiten eines Wachstumshöhepunktes erfahren derartige Lebewesen ein Ausgewachsensein an dem sie stillstehen oder langsam abbauen und sich verbrauchen. Man kann festhalten, daß die Zeit, die zur Schaffung dieser höheren Stufe nötig gewesen ist, kürzer war im Vergleich zur vorgesehenen Lebenszeit, als bei den niederen Stufen.

Ergänzt man diese Reihenfolge um eine weitere Stufe, so erhält man einen Zustand, der ein rekordmäßiges Mindestmaß an Entstehungszeit und zugleich ein unschlagbar langandauemdes Ausmaß an Bestehenszeit, gleich einer erstarrten Ewigkeit, verkörpern muß.

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Dieser ist dann weder geistloses Stoffliches noch eine Mischung aus Geist und Stofflichen, sondem in sich totalitär geistvoll und stoffios.

Diese Schlußfolgerung ergibt ein metaphysisches, geistgeladenes, in sich erstarrtes, unendlich lang andauerndes, aber dennoch blitzschnell zustandegekommes Objekt: ein symbiotistisches Machwerk. Von nichts anderem aber war die Zeit über die Rede als vom blanken SYMBIOTISMUS.

Durch das konkrete Miteinbeziehen der nicht zur Realität ausgewucherten, sondern im Inneren gebliebenen Ausdrucksversuche, steht der SYMBIOTISMUS in unmittelbarer metaphysischer Nachbarschaft zum 'Satz vom Grund', der das philosophische letzte Prinzip aller Endlichkeit und Individuation ist, auch bekannt als 'principium individuationis' und damit der allgemeine Ausdruck aller Formen, an welche die Erkenntnis des Subjekts gebunden ist.

Der im SYMBIOTISMUS angeführte Zusatz, der die im inneren Wesen der Schöpfungsprinzipien steckengebliebenen Ausdrucksversuche der Erscheinungsmöglichkeiten miteinbezieht, kann sogar nach genauer Prüfung als eine Ergänzung zur Ideenlehre nach Platon und Kant gewertet werden, obgleich diese beiden größten Philohen des Okzidents an der Schaffung unseres heutigen Weltbildes einen absonderlich großen Teil geleistet haben.

Platons Ideenlehre besagt, daß alle individuelllen, vergänglichen Dinge, also die Objekte der Erfahrung, ein niemals wahrhaft Seiendes sind, da sie das immer Entstehende und Vergehende sind und nur als immer verschiedentlich entäußerte Erscheinung von ein und derselben Grundidee, einem objektiven Urbild, in vorrübergehende Erscheinungsvielfalt treten.

Sieht man sich die Idee 'Mensch' an, erscheinen davon Milliarden verschiedener Ausführungen.

Kant in seiner etwas abstrakteren Ausdrucksweise bezeichnet diese eine Uridee als 'Ding an sich' und sagt in seinen Texten, daß sich dieses Objektive durch die Anwesenheit von Zeit, Raum und Kausalität auf mannigfaltigste Arten, auf verschiedendlichst subjektive Erscheinungsweise durch den Gebrauch von Ausdruck offenbart.

Im eigenen Anliegen soll in den Raum gestellt werden, daß ich mich mit deren Lehren erst nach der SYMBIOTISMUS-Gründung auf Empfehlung von Freunden befaßte, von der Existenz eines solchermaßen definierten Weltverständnisses aber immer als selbstverständliche, intuitiv akzeptierte Vorraussetzung ausgegangen bin.

SYMBIOTISMUS erzählt aber nicht alleinig davon, daß ein Werden und Vergehen entlang einer Grundidee, bzw. um selbiges mit Kant's Worten nachzufassen, eine notwendige Kausalität innerhalb von Raum und Zeit vorhanden ist, sondem geht schildend und beschreibend auf die umfassende Gesamtheit des Schöpferprinzipiums ein, in dem natürlicherweise auch alle fast zur Realität gekommenen Erscheinungen eingeschlossen werden; weist ferner darauf hin, wie dieses zustande kommt, woher es stammt, warum es ist und nicht plötzlich zu sein aufhören kann, wodurch es erhalten bleibt, was es im Wesen nach verkörpert, wo es ist, wozu und wofür es ist.

Daraus resultierend wird beim SYMBIOTISMUS auch die Verteilung der Relationen untereinander zum Thema gemacht, wodurch sich erst das metaphysische Gleichgewicht der Welt ergibt.

Für eine Gesunderhaltung der Weltbalanz müssen die platonischen Ideen und Kant'schen 'Dinger an sich' in einer natürlich-ausgewogenen, symbiotistisch-dynamischen Verhältnis-Konstellation zueinander verteilt sein und zwar so, daß eine ausjonglierte SYMBIOTISMUS-Relation vorhanden ist. Eine Idee hat sich in einem achtgebenden Maß zu anderen zu verhalten, darf sich also nicht zu sehr ausbreiten, da sie von den anderen erhalten und 'genährt' wird.

Bekannte Beispiele für eine alamierende Gefährdung des (symbiotistischen) Weltgleichgewichtes sind einseitiger Naturraub oder auch drastische Umweltverschmutzungen.

An diesen Ausartungen der menschlichen Gesellschaft von gestern und z.T. heute läßt sich einleuchtend das globale Ausmaß ermitteln, welches eine Tragweite dafür anzeigt, in welcher uneingeschränkten Fülle und Bedeutung SYMBIOTISMUS Gültigkeit besitzt. Insbesondere erkennt man durch die Anwendung des symbiotistischen Wahrnehmens nicht nur für sich allein stehende Mangelzustände, sondem erhält durch die Verinnerlichung des Inhaltes des Begriffes SYMBIOTISMUS ein breitsichtiges, umfassendes Verständnis zusammenhängender Mangelzustände und deren Ursachen-Konstellation. Rückbesserung und Ausgleich kann bei den Ursachen begriffen und angewandt werden. Gerade durch die künstlichen, naturwidrigen Eingriffe des Menschen in natürlich gewachsene Schöpfungsstrukturen ist bewußtes Wissen um ein ganzheitliches Weltbild von unschätzbar immenser (Ge-)Wichtigkeit. Menschen handeln schließlich nach Ihrem Wissen und Gewissen.

Natürlich weiß jeder mehr oder weniger bewußt um diese Zusammenhänge, nicht zuletzt deshalb, da das morphogenetische Feld (kollektive Unbewußte) die Intuitionen vieler auch in dieser Hinsicht nährt, wodurch, wenn man so schlußfolgen möchte, die Vorrausetzung für eine geistig-seelische Evolution gegeben ist. Bietet sich aber ein neues, logisch aufgebautes Wort an, welches diese Aussage auf den Punkt zu bringen vermag, so kann dies nur ein effektiveres Kollektivbewußtsein zur Folge haben. Dies bewirkt im besten Falle ein deutlich sensitiveres Umgehen mit der von der Schöpfung überlassenen Welt. Letztlich wollen Menschen doch keine Taten ausüben, die ein ungewolltes, schleichend auftretendes Krebsgeschwür auf Gaya, Mutter Erde, nach sich ziehen würden.

Der Urwille der Schöpfung war wohl alles in einer maßvollen Natürlichkeit bzw. einem natürlichen Maß zueinander in Relation zu stellen, auch um eine Garantie für eine gemeinsame Entfaltung und Entwicklung im Sinne von SYMBIOTISMUS zu gewährleisten.

Obgleich, wie Kant und Platon deuten die 'Dinge an sich, oder anderst gesagt, die Ideen in einem

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metaphysischen Zustand in immer absoluter, Idealer und objektivster Vollendung vorhanden sind, ist man durch die Kenntnis von SYMBIOTISMUS in der Lage, einen neuerlichen Verfall dieser hoheitlichen Idealwerte zu beobachten und auszusprechen.

Urideen sind und werden ausgerottet, wenn des Menschen Werk einzelne Tier-und Pflanzenarten absolut vernichtet, wenn des Menschen Werk natürliche Verhältnisse in der Erdatmosphäre durch unnatürliche Verschmutzungen verdünnt.

Eine derartige Ermangelung an Ideen und mehr noch auch eine künstliche Erweiterung der Urideenskala durch Genexperimente und andere wissenschaftlich erzeugten, angeblich sinnvollen Mutationen können für die verborgenen Zusammenhänge, eben den symbiotistischen Relationen und den von ihnen erzeugten Gleichgewichtszuständen, äußerst gefährdend sein, und das auf schleichende, unmerkliche Weise.

Jene Relationenverteilung ist in sich schon perfekt entstanden, weil sich stets die am meisten begünstigte Möglichkeit gegenüber ungezählt vielen Anderen auf natürliche Weise durchgesetzt hat. Eine unnatürliche Beeinflussung, wie sie heute vielerorts besteht, kann dazu führen, das symbiotistische Geflecht in seinem perfektionisierenden Wachstumsprozeß zu desorientieren und in manchen Verästelungen Mißgeburten erzeugen zu lassen. Diese würden aufgrund der unaufhaltsamen Kausalität nicht ohne Folgen bleiben.

Künstlich erzeugte Mutationen sind nur dann hilfreich, wenn sie unnatürliche Ausgeburten als ausgleichende Kräfte wieder ins Lot bringen können.

SYMBIOTISMUS steht aber auch in direkter Beziehung zu den Denkweisen von Platon und Kant, weil sich den symbiotistischen Überlegungen gemäß folgendes Gedankenbild anordnen läßt:

Bei der Frage nach den tieferliegenden Ursachen von objektiven Ideen, die nochmal in erweiterter abstrakter Dimension zu finden sein müßen und somit auch als die Objektivität der objektiven 'Dinger an Sich' ins Begriffliche zu fassen sind, kann man diese nämlich als die Ur-Ursachen definieren. Sei es nun so, daß man es dann mit der Nähe des Urknalls zu tun hat, oder sei es so, daß Gott widerrum die Ursache des Urknalls ist, dann gilt als Essenz für das Gesagte nur, daß der Urknall das Ausatmen Gottes gewesen ist. Man darf sich fragen, wann er wieder einatmet und damit vielleicht das gesamte Schöpferprinzip in sich selbst saugen läßt und negativiert. Trotzdem sollen natürlich individuellle und gewissenhafte Glaubensfragen nun nicht ausdiskutiert werden, so daß man daher weiter fortfahren kann mit der Überlegung, die Platonischen Ideen von den ewig sich erhaltenden Urbildern sind das Ausatmen des Urknalls gewesen, indem indirekt noch der Atem Gottes mitwehte. Dann aber sind die Erscheinungen der Ideen und jeder einzelne Mensch ist dabei inbegriffen mit etwas poetischem Verständnis als der Atem der Ideen zu verstehen, in denen immer noch der Hauch des Urknalls und der Lebensodem Gottes steckt.

Somit verdeutlicht sich, daß Kant's und Platon's Philosophien auch Bestandteile, sehr wichtige Grundvorrausetzungen für das kollektive, symbiotistische Wirken und Fügen sind bzw. SYMBIOTISMUS überaus harmonisch und geschmeidig sich in und zwischen deren Analysen bereichernd einreihen kann. Von neuem Gehalt durch die symbiotistische Weltschau ist aber der unbedingte Hinweis auf die unerkannten, nicht zur subjektiven Ausgestaltung gedrungenen inneren Verborgenheiten. Man muß davon

ausgehen, daß sich diese, ungleich mehr in der Anzahl objektiven Ideenversuche in einem unselbstständigen Zustand, ja in einem nur fast zur objektiven Vollendung gekommenen Zustand wahrhaftig befinden und ständig darin erstarren, nur weil sie ihren realen Versubjektivierungsprozeß, also ihren Auswurf von deren Realität in unsere Realität knapp verpassen. Dem gedanklichen Entwurfe nach haben

diese aber wirklich als metaphysische Kräfte ge- undewirkt, indem sie ausschgließlich die bloß im Hier und Jetzt bestehende Wirklichkeit in unsere Erscheinungswelt sinngemäß wie Wehen herausgepreßt haben. Ähnlich schafft innerhalb eines sehr dichten Menschengedränges nur immer ein einzelner Mensch den Austritt, wenn der Ausgang gerade die Breite eines Menschen bereit hält. Innerhalb eines solchen

Gedränges gibt es aber unzählige Kräfte, die sich verstärken, vermindern, sich aufheben oder vervielfachen können. Alles hängt unmittelbar miteinander zusammen. Dies sind sich gegenseitig und gleichzeitig hervornötigende und sich existentiell benötigende Zusammenwirkungen, die eine ausbalanzierte symbiotistische Mischung zwischen einem wechselseitigen Geben und Nehmen erst möglich machen. Durch die Benutzung des Neuwortes SYMBIOTISMUS kann man langen Erklärungen und der Abnutzung von Metaphern sinnvoll entgegentreten.

Kommt man gedanklich wieder auf einen Raum zurück, in dem sich mehrere Menschen versammelt haben, weil dort z.B. ein Vortrag gehalten wird, so kann man dann einen zusätzlichen, rein äußerlichen symbiotistischen Charakterzug erkennen, denn schließlich haben sich alle Wege zu diesem Treffpunkt Stückchen für Stückchen, also im bildlichen Sinne Linie für Linie zusammengesetzt, bis sie sich dort verdichtet haben. Jede Linienführung hatte dabei wohl mehrere an ihr zerrende Kräfte, die eine Ablenkung gefordert haben und durchsetzen wollten. Auch weil diese Sachverhalte so selbstverständlich sind, liegt in ihnen eine gewichtige Wesentlichkeit vor. Möglicherweise begann eine solche Weglinie ihren Ausgangspunkt, als jemand ein hinweisendes Plakat erblickt hatte. Ein denkbarer Auslöser einer solchen Wegstrecke ist aber auch der Hinweis auf diese Veranstaltung aus dem Veranstaltungskalender. Oder geht man imaginär an einen anderen Ausgangspunkt, auf dem die Linienführung beginnt, weil Freunde, Bekannte für den betreffenden Vortrag geworben haben. Jeder hatte also einen verschiedenartigen Ausgangspunkt und leitete seine Wegstrecke gezielt auf diesen gemeinsamen Kreuzungspunkt heran.

Obgleich ein jeder dieselbe Entscheidung getroffen hat, eben in diesem Raum zu erscheinen, waren es doch individuelli diverse Entscheidungen, da ihnen verschiedene Motivationen und Motive zugrunde gelegt werden können. Zur Entscheidungsfällung waren demnach individuellle, unsichtbare Kausalfolgen, die umfassenderweise als Impulse zu bezeichnen sind, mit von Bedeutung.

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Es gilt widerrum dieses Schema Strich, Unterbrechung Strich, Unterbrechung welches im Prinzip eine Kausalabfolge in sich verkörpert, die durch verschwindende Gegenwartsanteile entstanden ist.

Und nach derartigem Vortrage werden die Menschen entsprechend dem beschriebenen Schema in die verschiedensten Lebenswegrichtungen ausschwelfen. Andere Möglichkeiten des Lebensweggehens gibt es offenbar nicht. Man ist als Mensch also innerhalb dieses Schemas gefangen, obgleich gerade darin sich unser freies Leben täglich abspielt.

Nachdem wir nun also einen kleinsten Teil der für uns Menschen in Betracht kommenden unverborgenen Kausalabfolgen aufzählten, läßt sich der Einblick in die Welt der Kettenreaktions-Aktionen' beinahe endlos fortsetzen.

So geschieht es, daß man in der Verborgenheit gerade einen Atemzug an den anderen reiht, ein Herzschlage dem vorhergehenden folgt, sich zugleich Augenblick für Augenblick abermillionen von Zellen erneuern, währenddessen ein Wort sich an das andere gliedert und einen Gedanken nach dem andern auslöst.

Würde man jede einzelne Aktion als Punkt betrachten, so erhielt man eine 3-dimensionale Ansammlung von höchst verschiedenartigen Punkten, die man durch höchst verschiedenartige Linien miteinander verbinden könnte und man als Ergebnis ein vielfältiges Netzwerk bekäme, welches sich nach außen hin ins Endlose erweitert -oder aber im Sinne der bildenden Kunst ein vielfältiges, in sich verschachteltes Gemälde.

Um die Zulässigkeit der 3. Dimension noch kurz zu begründen, kann man sich hierzu ein treffendes Beispiel vor Augen führen. Wir sprachen von Atemzügen, die Punkt für Punkt, Zug um Zug dargestellt werden können, wodurch man sich anhand einer Linie zuerst in der 2. Dimension befindet. Parallel dazu verläuft sodann die Herzschlaglinie. Eine 3. Linie im Hintergrund stellt den Verlauf der einzeln gesprochenen Worte dar. Da erscheint es leicht zu fassen, daß man aufgrund der zusammenhängenden Gleichzeitigkeit der Abfolgen Quer- und auch Diagonallinien benötigt, man sich realistischerweise in die 3. Dimension entfalten muß.

Das Wort lebt vom Atem, der Atem vom Herzschlag, damit wird offenkundig, daß auch das Wort vom Herzschlag lebt, um dieses leicht verständliche Beispiel nahe zu legen.

Man kann also nachvollziehen, daß in der Tat alles miteinander verwoben ist und dadurch in gewissen Relationen zueinander steht.

Dabei läßt sich die jüngst geschlüpfte Ameise in Europa freizügigerweise mit einstigen Wolkensäulen über Neuseeland in Verbindung bringen, weil möglicherweise dieselben Sauerstoffteilchen inmitten der Ameise aktiv sind, die vor 14 Tagen in 'down under' schwebten.

Oder will man lieber über die Kalkbausteine einiges verlauten lassen, die einen kleinsten Teil des Skelettes bilden, aber interessanterweise im Laufe von Jahrmillionen schon zig-mal in Skeletten anderer Lebewesen genutzt worden sind.

Oder sollte man die Milliarden von Interaktionen innerhalb nur der menschlichen Gesellschaft anführen, die unser ganzes Geschlecht täglich in der Art einer Massensymbiose zusammenhalten.

Man kann sich selbst noch zahlreich mehr Kausalabfolgen hinzu denken, quasi als Weiterführung der bisher genannten, überaus bescheidenen Beispiele.

Ein jeder denkende und reflektierende Geist wird diesen durchwegs logischen Sachverhalt wahrscheinlich in seinem objektiven Kollektivbewußtsein wissen oder erahnt haben und nicht unbedingt als neu erachten müßen. Zur besseren subjektiven Bewußtwerdung, zur Schaffung einer inneren Begrifflichkeit ist die Verwendung des Wortes SYMBIOTISMUS überaus zweckdienlich. Durch diese Taufe kann das nebelige objektive Wissen durchaus bewußter wirken, da es konkretisiert ist.

Trotzallem bleibt es unangefochten, daß die allgemeinen Erfahrungen für symbiotistische Beobachtungen bereits um ein weites älter sind, als die bewußte Erkenntnis darüber. Weiter kann man als gegeben erklären, daß die weltliche Urerfahrung darüber um ein weites älter als die Menschheit ist. Wahrscheinlich läßt sich sogar zulässig behaupten, daß der Ausgangspunkt für die erste Kausalinteraktion mindestens so alt ist, wie selbst Gott.

Man spricht hier von einer Zeitdistanz, die für ein menschliches, gesundes Denkvermögen geradezu unfaßbar ist..

Nachdem Gott, als Schöpfer dieser Welt, diese nicht in einem kurzen Augenblick erschuf, sondern

gemäß der überlieferten Version innerhalb einer biblischen Woche, bzw. laut Evolutionslehre in vielen Jahrmilliarden unserer Zeitrechnung, ist es sehr vertretbar und naheliegend auszusprechen:

Kausalabläufe sind die Schöpfungssprache Gottes. Man hat es hierbei mit einem unvergleichbar wichtigen Urprinzip des allgegenwärtigen Schöpfertums zu tun.

Dieses schöpferische Prinzip trifft man überall in sich und außerhalb von sich an. Immer liegt es in einer sich bereits vollendeten und geschlossenen Endlichkeit vor, die sich stets erneuert, demnach ihr vorheriges Dasein in Rastlosigkeit auf ewig verneint und dies von Endlichkeit zu Endlichkeit.

Die inhaltliche Wahrheit dieser Erkenntnis läßt sich nicht widerlegen, da doch der Geist selbst darin geboren ist und sich täglich darin wiegt und schwebt und reflektiert.

Dies alles nun zum Ausdruck gebrachte ist wohl schon immer auch als unverkannte Wahrheit erahnt oder erkannt gewesen, egal ob unbewußt oder etwa bewußt. Es gilt allerdings wiederrum hervorzuheben, daß es für dieses kollektive Schöpferprinzip bisher noch keinerlei begriffliche Bezeichnung gegeben hat. Um dieses Defizit auszugleichen, war die Schaffung des Neuwortes SYMBIOTISMUS nötig.

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Hierdurch wird kompakt und unmißverständlich darauf verwiesen:

Alles, uneingeschränkt alles hängt zufälligerweise oder zweckmäßigerweise miteinander in Verknüpfung.

Enorme Kausalabfolgen von unfaßbarem Ausmaß tragen die Welt in ihrem Sein. Nur dadurch kann das Sein geschehen.

Hört man aber erstmals das Wort SYMBIOTISMUS, so liegt es nahe, sich an das geläufige Wort Symbiose zu erinnem. Vermutlich erübrigt sich die Aussage, daß das Wort Symbiose lediglich ein Fachausdruck in der Biologie ist und vermutlich ist weitläufig bekannt, daß damit das Zusammenleben von meist zwei Arten von Lebewesen bezeichnet ist, die unter dem Aspekt von Geben und Nehmen miteinander, ineinander, aneinander oder nebeneinander zusammentreffen.

Bekanntlicherweise gibt es bei der Symbiose den einen Teil, den man als Wirt versteht und den anderen Teil, eben den Parasiten oder auch den im extrem einseitig lebenden Verhältnis, den Schmarotzer. Der Begriff Symbiose bezeichnet das Zusammenleben bzw. das "Vernetztsein' auf meist nur zwei biologische Spezien im wechselseitigen oder sogar einseitigen Verhältnis zueinander.

Daneben wird diese Bezeichnung aber auch gerne in der Psychologie verwendet, um auf das intime Vertrauensverhältnis zwischen dem Therapeuten und seinem Patienten hinzuweisen.

Auch hierbei ist, im Gegensatz zum SYMBIOTISMUS, von gerade mal zwei beteiligten Seiten die Rede.

Und an dieser Stelle folgt die Überleitung zu dem neuartigen Begriff, denn auch die Beobachtung des wechselseitigen Verhältnisses zueinander ist es, die zur Wahl des erweiterten Neuwortes SYMBIOTISMUS Veranlaßung gibt. Alles, uneingeschränkt alles lebt im Grunde nebeneinander und als Folge daraus miteinander, und voneinander, ist daher ineinander vernetzt und vielschichtig durcheinander verwoben.

Beim Neuwort SYMBIOTISMUS übergeht man folglicherweise die in der Symbiose gemeinten zwei biologischen Lebewesen und erfaßt dafür all die gewesenen, seienden und noch zu sein werdenden Zusammenhänge von allem im Geiste und im Sinne Umfaßbarem.

Jemand könnte sich mit all dem noch nicht zufrieden geben wollen und sich auf die Suche nach weiteren Begriffen machen, welche die Existenz des Wortes SYMBIOTISMUS gefährden oder gar auslöschen könnten.

Um derartige Anspielungen weiträumig zu entschärfen, scheint es jetzt sinnvoll zu sein, noch auf den Begriff Interdependenz etwas gründlicher einzugehen.

In dieser Begrifflichkeit wird zwar eine wechselseitige Abhängigkeit angesprochen, die vornehmlich aber nur für Themen der Politik oder der Beschreibung von geschichtlichen Zusammenhängen ausgesprochen wird. Abgesehen von diesem speziellen Einsatz des Wortes innerhalb von isolierten Themenbereichen, vermißt man aber gänzlich den Hinweis auf die Bedeutung von Kausalfolgen. Es wird also tatsächlich nur ein kleiner Teilaspekt des SYMBIOTISMUSEs tangiert, jedoch reicht diese weichliche Berührung bei weitem nicht aus, um einen essentiellen Schaden zu verursachen. Die Zuständigkeit oder Reichweite der Bedeutung von Interdependenz ist zu eingeengt, um damit Erfahrungen mit dem Wesen der Welt zu verknüpfen. Ganz besonders auch deshalb, weil sich alleinig SYMBIOTISMUS zusätzlich mit den verborgenen, nicht entfalteten Zusammenhängen und Möglichkeiten beschäftigt, die natürlich in einer massig größeren Menge vorhanden sind, als nur die eine real existierende Version von Wahrheit, welche außerdem erst nach ihrer Entstehung als Erscheinungsform auf der Welt mit dem Begriff Interdependenz greifbar zu machen ist.

Schnell abgetan ist zu guter letzt das bekannte Wort Synchronismus, da in diesem lediglich von der Gleichzeitigkeit die Rede ist. Es wird nur von Gegenwarten gesprochen, welche sich auf eine zeitliche Gleichschaltung von Handlungsabläufen oder Ereignissen beziehen und dies in zumeist festgelegter, eingegrenzter Anzahl. SYMBIOTISMUS umspannt bezeichnenderweise die Gesamtheit aller Synchronismen einer Gegenwart, einschließlich aller ehemals stattgefundenen Synchronismen der Vergangenheit. Es liegt auch nahe, Synchronismus mit lediglich einem Foto zu vergleichen, wohingegen SYMBIOTISMUS dem Aufzeigen einer Verlaufskette von mehreren aneinandergereihten Fotos, also einem Film gleichkommt.

SYMBIOTISMUS ist also, zusammengefaßt gesagt eine betrachtende, reflektierende Welterkenntnis, die natürlicherweise auch empirisch wahrnehmbar sein kann, manchmal mit den Augen sichtbar, aber auch mit den Ohren hörbar, daneben auch mit der Haut fühlbar u.s.w..

Darüber hinaus kann man die symbiotistische Weltbetrachtung aber auch im Geiste vorstellungsgemäß erleben. So kann man in ihm symbiotistische Weltbilder hervorglimmen lassen, die man einfach nur betrachtet und genießt. Oder man kann die unmeßbare Vielfalt der gigantischen Kettenreaktionen spielerisch im Geiste auf oder ab, kreuz oder diagonal bewandem.

Wie in einem Weltall gibt es auch im symbiotistischen Erkennen keine definitive Grenzsituation, sondern ewig sich ergänzendes Erfahren und Kennenlernen.

SYMBIOTISMUS faßt zwar alles Stoffliche in seine Definition mit ein, macht sich davon aber in keiner Weise abhängig. Man hat es zusätzlich mit einem Durchbruch oder einem Hintersichlassen des stofflichen Bereiches zu tun und bereist damit eine Ergänzung in der metaphysischen Sphäre. Unter Umständen mag es vorkommen, daß sich in manchen Fällen dann etwas fühlen läßt, was man als willkommene Erlösung vor der Materie ausmachen kann. Benutzt man den symbiotistischen Weg auf diese Art und Weise, so steht man bereits inmitten der Wesenheiten der stofflichen Dinge und ihrer, also unserer Welt und man erhält unversehens Einblick in das automatisierte Funktionieren des Weltgeschehenlassens. Befindet man sich in dieser Wunderwelt fern jenseits der gewohnten Realität, so bleibt nur übrig die

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absolute Vollkommenheit im Abstrakten ehrfürchtig zu bestaunen, oder anderst zum Ausdruck gebracht im goldenen Buch der Absolutheit über den totalen SYMBIOTISMUS zu lesen -und all das ist im letzten Ergebnis Wahrheit, symbiotistische Wahrheit.

Man erkennt verständlich und zweifellos, daß man es mit ständigen Bewegungsabläufen zu tun hat, die ununterbrochen bereits bestehende Kausalabfolgen erweitern und erweitern und erweitern. Alles läuft dabei im Fluß des Präsens und verwandelt sich innerhalb dessen zur aufgestauten, versteinerten Allgegenwart der Vergangenheit.

Atome, Zellen und Sonnen, um nur einige Stichpunkte zu nennen, erleben ihre Existenz nur innerhalb dieser Definition.

So erlebt man auch selbst als an der Welt Beteiligter sekündlich diesen reißenden Fluß des gegenwärtigen Daseins, taucht selbst darin und man stellt fest, daß sich nur innerhalb der Gegenwart Kausalabläufe bewegen und damit bilden können. Daher entnimmt man dieser bezeichneten Tatsache eine existentielle Notwendigkeit zum Erhalt des Schöpfertums. Die Anwesenheit von Gegenwart stellt eine unverzichtbare, immer einzigartige und zugleich neuartige Möglichkeit dar, um etwas Seiendes zu erhalten und fortführen zu können.

Es eröffnet sich hierin ein symbiotistisches Zusammenhängen von

  1. allen bis jetzt gewesenen und dadurch aufaddierten Gegenwarten und
  2. allen Möglichkeiten, die sich innerhalb der gewesenen Gegenwarten erfolgreich durchgesetzt haben, gleichsam als Ausdruck der verschiedenen Seinszustände.

Alles hängt also symbiotistisch miteinander zusammen.

Betrachtet man mal rein zur spielerischen Unterhaltung ein 'Negativbild' dieser Erkenntnis, mit dem Vorhaben, damit das 'Positivbild entwickeln zu können, dann müßte man sagen: Kein Ast besteht ohne Baum, kein Mund kann ohne Gesicht sein, kein Herz kann ohne Blut sein, keine Sterne ohne den Himmel, kein Gemälde ohne Ideen.

Nichts kann demnach dauerhaft allein existieren, sondern benötigt für das Anwesendsein symbiotistische Geflechte als Ausdrucksgrundlage zum stückweisen Aufbau von Realität.

Wie man allerdings mit nicht zu verachtendem Spürsinn in diese meist verborgenen Bereiche vordringen kann, ist ein umso komplexerer Vorgang. Man hat dafür einen Schritt in den metaphysischen Bereich zu treten, da die erkenntnismäßige umherschweifende Kreativität in gerade diesen Bereichen ihren Spielraum hat. Das Wesen der Welt, über welches das Gesprächsthema sich bildet, also ein irrationales Weltportrait, läßt sich aber zuverlässig an dem Wesen der Dinge in ihr und an den Zusammenhängen der Wesen der Dinge in ihr ableiten, weil die Dinge doch so untrennbar zur Welt gehören. Man kann damit also

eine Brücke in die innere Eigenart der Welt errichten. Am geeignetesten hat sich der bisherigen Erfahrung nach die unvoreingenommene, frei-geöffnete Haltung bewährt, die gleich einer embryonalen Erkenntniserwartungshaltung zu vergleichen ist.

Man erlebt sich wohl meist als im Leben stehender Mensch, welcher in jeglichem Augenblicke so untrennbar nah umringt ist von ungezählten Dingen, welche alltäglich ihre Botschaften an einen heransenden. Dabei ist es natürlich recht bequem, beim Wahrnehmen der Umwelt sich auf bisherige Erinnerungen mit ihr zu berufen, wobei dadurch allerdings keine lebendige Auseinandersetzung gelungen sein kann. Dies gleicht dann nur noch einem Auswendig-gelemt-haben und Wiederholen der Eindrücke aus der Welt.

Diese Eroberungsleistung unserer Wahrnehmungsfreiheit aber, läßt die Wirkung der Sinneseindrücke aus der unmittelbaren Umgebung natürlicherweise auf eine eingegrenzte, bequeme Unmittelbarkeit schrumpfen. Man verliert bei derartiger Einstellung unmerklich die große Freiheit, die einen umringenden Dinge und Zusammenhänge in ihren verborgenen Wesenszügen zu erfassen, und so läuft man Gefahr sich stattdessen in, als verbindlich erklärten, aber trotzallem oberflächlichen Merkmalassoziationen passiv zu verlieren, die als empirisch wahrnehmbare Äußerungen der Dinge und Zusammenhänge der Dinge auf das verborgene Wesen dieser selbst zurückweisen sollen, es aber in dieser Oberflächlichkeit nicht vermögen.

Damit aber dreht sich der erkennen wollende und sich in der Welt orientierende Mensch in einem eng gewählten Kreis seines Erkenntniszirkels und kann bei dieser Einstellung nicht über ihn hinausblicken. Abhilfe schafft die vorher erwähnte embryonale Erwartungshaltung.

An dieser Stelle ist es kurz nötig, auf ein weiteres Neuwort aufmerksam zu machen, welches noch einer näheren Erläuterung bedarf. Das Wort heißt 'Dingentfaltung".

In ihm befindet sich der Hinweis darauf, daß sich die Dinge offenbar durch ihr bloßes Dasein bemerkbar machen, indem sie ihre äußere Erscheinung an uns herantragen, sozusagen durch die Art und Weise ihrer individuellen Präsentation um Aufmerksamkeit buhlen und den Geist angenehm, oder unangenehm berühren. Die einzelnen Dinge senden also fortwährend Reize an unsere Wahrnehmungsorgane aus, was man der einfacheren Übersicht halber in dem Begriff Dingentfaltung zum Ausdruck bringen kann.

So kann sich z.B. ein Wort durch das Gehört werden, dem Gesehen werden, dem Betastet werden wie bei der Blindenschrift, aber auch dem emotionalen Empfinden in seinem Wesen veräußern bzw. entfalten. Jedes denkbare Ding, eine beliebige Handlung oder irgendein Zustand kann seinen nichtssagenden, neutralen Geschmack in einen individuell genießbaren verkehren, wenn es sich in seinen Eigenheiten entfaltet und sich dadurch in eine subjektive Rolle begibt. So bringt jede Dingentfaltung die Schau eines individuellen Wesens mit sich und läßt sich auch als die Einladung auf die innewohnenden Wahrheiten deuten.

Es ist dabei von auffälliger Wichtigkeit nicht im subjektiven Wesen eines Dinges stehenzubleiben, sondern die Erfahrung darüber als Überbrückung in noch tiefere Schichten zu verwerten.

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objektiveren Wesenheit anzugelangen. Diese dürfte zwar erheblich abstrakter und schwieriger zu fassen, aber für die Begründung des symbiotistischen Meinens durchwegs dienlich sein.

Nimmt man an, daß irgendein Wasserfall, also ein Ding, rauscht, dann ist Rauschen ein hörbarer Sinneseindruck, oder auch eine Dingentfaltung. Steht man vor dem Wasserfall und schließt die Augen, so hört man nur sein Rauschen. Was aber assoziiert man im Allgemeinen damit? Nämlich genau den vor einem rauschenden Wasserfall. Das liegt verständlicherweise nahe.

Gelingt es aber, dieses vorliegende Geräusch als ein Abstraktes, demnach herausgelöst aus seinem individuelllem Sein, ganz unvoreingenommen zu lauschen, so kann man die objektive Wesenheit eines allgemeinen Wasserfalles hörbar in Erfahrung bringen.

Hierzu bedarf es einer unbeschränkten Wahrnehmungsfreiheit, welche sich, angeregt durch empirisches Empfinden auf den Weg hinter die Haut der Dinge macht und da plötzlich öffnet sich das raumlos Abstrakte, dem ein symbiotistisch-metapysisches Vernetzungssystem eine nachvollziehbare, wenn auch chaotische Ordnung verschafft, auf dessen ungeraden Bahnen der Geist zu reflektieren fähig ist.

In diesem formlosen, mit Abstraktheit gefüllten Raum der Wesenhaftigkeit der Welt scheinen die unbegrifflichen Ideen ihre spätere begriffliche Ausformung gemäß der dafür zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu erhalten. Anfänglich ist dort im Jenseits des Verborgenen jede Möglichkeit mit gleichwertigen Chancen zur Verwirklichung der innewohnenden Idee ausgestattet.

G.W.F. Hegel geht in seinen Betrachtungen über die begriffliche Idee den Weg von der offenliegenden Erscheinungswelt des Begrifflichen zurück ins Verborgene, zieht aber nur ganz wie Platon und Kant die in die Realität übermittelten Ideen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.

Man kann in seinem Buch 'Aesthetik, Band 1' hierzu ablesen: Idee nun überhaupt ist nichts anderes als der Begriff, die Realität des Begriffes und die Einheit beider. An anderer Stelle fährt er fort: 'Alles existierende hat deshalb nur Wahrheit, insofern es eine Existenz ist der Idee. Denn die Idee ist das allein wahrhaft Wirkliche. Das Erscheinende nämlich ist nicht dadurch schon wahr, daß es inneres oder äußeres Dasein hat und überhaupt Realität ist, sondern dadurch allein, daß diese Realität dem Begriff entspricht.......So ist denn nur die dem Begriff gemäße Realität eine wahre Realität, und zwar wahr, weil sich in ihr die Idee selber zur Existenz bringt.' Zitat Ende.

SYMBIOTISMUS hingegen geht von innen nach außen und läßt daher auch zu, daß Unbegriffliches und Unerscheinendes im Verborgenen wahrhaftig existiert. Diese Anschauung ist dem Bereich des Unbegrifflichen somit uneingeschränkt geöffnet.

Die real existierende, daher empirische Wirklichkeit ist nur die Versinnbildlichung von abstrakten Zusammenhängen und abstrakten Auswürfen. Durch deren tägliches Dasein und Wirken auf uns haben wir uns aber derart an sie gewöhnt und zutiefst vertraut gemacht, daß diese ihren abstrakten Reiz gänzlich verloren haben. Plötzlich erkennt man, daß die Realität nur durch unsere realistische Einstellung zu ihr als solche erklärt worden ist.

Ihr wahrhaft Wesenhaftes findet man daher leicht im Verlassen der vertrauten, vorgefaßten Einstellung. Dies hat zur Auswirkung, daß die Grenze zwischen der festgesetzten Realität und den abstrakten Verborgenheiten sich verflüssigt und die Gelegenheit zum Erforschen des Abstrakten aus der eine umringenden Realität sich sofort unendlich frei anbietet.

Eine wesenhafte Erfahrungstäuschung wird durch größtmöglichste Unvoreingenommenheit gleich zu Beginn der bevorstehenden Erfahrung weitgehend vermieden. Die Belohnung ist das Erfahren einer ausgefilterten, reinen Wesenhaftgkeit im direkten Sinne, sowie zusätzlich im indirekten Sinne eine bejahende Haltung für weiterführende Erlebnisse der vor Neugierde saugenden Erkenntniskapazität. Umso leichter ist es aber auch, sich der wahrhaftigen objektiven Abstraktheit, die in allen Dingen, Zuständen und Handlungen enthalten ist, zu näherm.

Man kann daher formulieren, daß ernsthaft arbeitende Künstler in unseren Ländern sich bewußt oder unbewußt in Erfahrungsbrunnen für Wesenswahrheiten, gleich energischen Märtyrern hinab fallen lassen, oder solite man sagen, sie lassen sich freiheitlich in himmlische Höhen erheben, und das, obgleich sie in Zimmern mit vier Wänden, Decke, Boden, wie in einem geschlossenen Käfig sitzen. Es kann sich durchaus vorteilhaft auswirken, zumindest Ähnliches durchlebt zu haben, wenn man sich vornimmt Bilder im Stile des SYMBIOTISMUS zu kreativieren.

Somit besitzen Künstler eine ins abstrakte verlaufende Erkenntnisfähigkeit, die aber in der direkten Anwesenheit von Realität tief und fest verwurzelt ist.

Das heißt, die Erkenntniswahmehmung kann direkt an der Realität geschult werden.

Wirklichkeit ist immer in größter Menge und Vollendung zu beobachten und es fällt auf, daß die Wirklichkeit in der Welt niemals fehlt, sondern sich Tag für Tag in ihrer welterfüllenden Masse ohne irgendwelche Löcher zeigt. Für wachsame und suchende Künstler ergibt sich daher die Schlußfolgerung, daß man, durch die Auseinandersetzung mit der Realität, in nur eine mögliche Richtung gesandt werden kann.

Es bleibt nur die Wegweisung ins Abstrakte übrig, da die andere Richtung in noch mehr Realität durch die vorhandene Fülle versperrt und in sich geschlossen ist. Es gibt dort keine verborgene Entdeckung zu machen, die das Wesen der Welt oder sonstiges Ziel zur Herausforderung anbieten würde.

Die Anwesenheit der realen Seinswelt ist grob umrissen die stoffliche Gegenwart der Anwesenheit des Körperhaften. Man kann sie als den neutralen, schweigenden Betrag der Dinge werten.

Dagegen will man die Dingentfaltung als die Aufforderung zum Dialog mit dem Wesen der Dinge gerne anerkennen, wobei übrigens ein stetes Ungleichgewicht zwischen den Dialogpartnem Mensch und den

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Dingen dieser Welt besteht.

Die stoffliche Materie monologisiert wohl unaufhörlich in reichlichem Maße an unsere Wahrnehmungsorgane heran, jedoch ist die Vorraussetzung zur Führung eines Dialoges die wechselseitige Aktivität wohl beider Partner, also das wesensoffenbarende Wahrnehmen der Dingentfaltungen zu Seiten des Menschen eine grundlegende Vorraussetzung. Jederzeit kann man auf eine entäußernde Korrespondenz mit unserer Umgebung hoffen, weil allein die Begebenheit der Anwesenheit eine unausweichliche Aufforderung zum Wahmehmen ausmacht. Der Künstler ist davon in besonderer Weise betroffen, weil er durch das Erschaffen von Werken seinen Standpunkt vertieft und einen deutlicheren Dialog führen kann.

Wegen der Art der dann strömenden Kenntnisse wird der geübte, aufmerksame Geist nicht scheuen, von Erleuchtungen zu sprechen. Ganz plausibel deshalb, weil die Seinszustände, auf die sich die Aufmerksamkeit beziehen, dann als 'selbstverständlich aus sich heraus leuchten. Das Wort selbst. verständlich weist deutlich darauf hin, daß man das Verstehen der Dinge selbst, oder besser ihrer innewohnenden Herzpunkte erfahren kann.

So gelingt es auch die symbiotistische Wesenheit der Welt als Erfahrung an der Welt kennenzulernen. Alles andere ist im Grunde bloßes Imitieren von vorher Gehörtem, kommt eigentlich dem faktischen Weitergeben von Informationen gleich, was als künstlerischer Prozeß keine Gültigkeit haben kann.

Da man bei der symbiotistischen Wesenheit der Welt von einer allumfassenden Wesenheit der Welt spricht, stellt sich die Frage, ob es dabei von Nöten ist, eine allumfassende Erhellung aller Dinge zu erhalten? Dies würde wohl zu weit führen, da wohl auch der kühnste Kopf dafür nicht geschaffen ist. Man kann dazu wiederrum einen Vergleich anführen, welcher gut versinnbildlicht, in welch bereicherndem Verhältnis man zum Großen stehen kann, selbst wenn man einen kleinen Schritt gewagt hat: In dem Maße, in welchem man ein einziges Kunstwerk erfährt, befindet man sich bereits auf dem Weg zum Verständnis der Kunst an sich.

Es mag sein, daß diese Art des Verstehens ein überaus irrationales Ergriffensein ist. Eines nämlich, welches sich mit wissenschaftlichen Mitteln kaum messen oder anderweitig festhalten, dafür aber umso reichlicher und ehrführchtiger glauben lassen kann. Es ist letztendlich ein tief in sich geglaubtes Wissen, ja ein gewußter, tief in sich erfahrener Glaube.

Dies ist aber auch eine sich stetig erneuernde, reifendere Wahrheit, wie man die symbiotistische Wahrheit nun nach mehreren Jahren auch kennen- und schätzengelernt hat.

Wenn man beispielsweise elnen wissenschaftlichen Befund, in dem ein wahres, richtiges Ergebnis ermittelt wurde, zur Betrachtung heranzieht, dann weiß man: aufgrund einer festgelegten Zusammenstellung von mehreren, als richtig anerkannten Fixwerten, erhält man ein einziges, korrektes und stagniertes Ergebnis, welches der Fixwert eines logisch und rational ermittelten Wahrheitfindungsprozeßes ist.

Nun kann man wiederrum auf die sich stets erneuernde Wahrheit überschwenken und dort erkennen: Man hat es mit einem künstlerisch wogenden, sich sehr bewegenden Wahrheitfindungsprozeß zu tun, der ursprünglich direkt im Leben, welches ja auch bewegt ist, stattfand. Dieser findet seinen Ausdruck auf Kunstwerken, wie den Symbiotistischen. Zur imaginären Veranschaulichung der sich stets erneuernden Wahrheit, die aber dennoch angestaut werden kann, um sie als greifbare Masse zu erhalten und darstellbar zu machen, läßt sich leicht nun folgendes vor Augen führen.

Nachdem sich die Erde innerhalb von 24 Stunden einmal um ihre Achse dreht, kann man in dem hiermit angeführten Beispiel annehmen, daß ein Mensch einen 16-stündigen wachen Tagesablauf erlebt. Nicht ein einziger Ablauf eines Tages ähnelt einem x-beliebig Andern. Dennoch ist jedes Tagesgeschehen am Ende reine Wahrheit. Dieses Beispiel dient als Metapher und ist daher im übertragenen Sinne zu verstehen. Man entnimmt hier den Ausschnitt von einer 16-stündigen Kausalabfolge, die sich selbstverständlich ohne Unterbrechung mit hlreichen Handlungen und anderen Interaktionen erfüllt hat. Auf was es bei dieser Betrachtung im ganz Besonderen ankommt ist die Abgrenzung der Kausalabfolge auf die Zeitspanne, da sich innerhalb dieser das Wesentliche, auf was es als gesuchte Wahrheit ankommt, in verdichteter und verengter Weise, versammelt. So gelingt es, eine unverwackelte, stillstehende und sehr intensive 'Substanz zu erhalten, die im vorgegebenen Rahmen eigentlich gefangen gehalten wird.

Faßbar ist die zum Ausdruck dargebotene Wahrheit auch auf Kunstwerken, da sie ebenfalls in verdichteter Form, also im Konzentrat präsentiert wird.

Auf Kunstwerken vergeht aber keine wegweichende Zeit, welche die gemalten Intentionen wegspülen und abhanden geraten lassen könnte.

Die gemalte Absicht auf Gemälden wird angestaut und versammelt. Die Dichte der Intention ist durch die Stärke der künstlerischen Kraft begründet.

Damit erklärt sich zugleich die ungewöhnliche Ideendichte auf den symbiotistischen Gemälden. Ein dichtes Aneinandergereihtsein von Zusammenhängen schildert die verherrlichte Erkenntnisphilosophie, die eingangs deutlich beschrieben war. Hieraus kann man spielerisch einfach eine sichtbare und individuellle Definition für symbiotistische Gemälde ableiten, die daraus eine individuellle Unverwechselbarkeit erhält. Die Merkmale von symbiotistischen Bildern sind den Merkmalen von verdichteter Wahrheit identisch. Auch auf den Gemälden hat man es mit einem multipolaren Zusammenhangs-Charakter zu tun, der anhand regelmäßiger, oder unregelmäßiger Aneinanderreihung von Ideen das schöpferische Prinzip von Kausalabfolgen in sich verkörpert.

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Allgemeines künstlerisches Innenleben

Obgleich der Beschauer von symbiotistischen Gemälden es mit der Darstellung von objektiver Wahrheit zu tun hat, über die sich der fündig gewordene Künstler als in der Welt umblickender, erkundigt hat, veranschaulichen die Arbeiten zugleich auch immer einen Teil der Innenwelt des Malers. Ein Bild erzählt über die persönliche Art und Weise der Themenauffassung, läßt daneben aber auch Einblick in die Menge der Phantasie im Künstler zu. Ganz besonders diese ist am aesthetischen Werkbildungsprozeß beteiligt.

Talent und andere Gaben zum künstlerischen Gelingen eines Werkes erleichtern dem Künstler natürlich seine Arbeit und lassen ihn, wenn sie im großen Maße vorhanden sind, gelassen und entspannt an seinen Werken schaffen, wodurch auch mehr Kraft und Freiraum für neue Gedanken da sein kann. Die künstlerischen Kräfte setzen sich wahrscheinlich aus einer wohlbalanzierten Mischung von geistigen und seelischen Potentialen zusammen. Anzunehmen ist, daß der Künstler hochwertige Attribute aus beiden Bereichen benötigt, um aus einer Dichte von künstlerischer Kraft zuverlässig schöpfen zu können. Der Künstler, welcher derartige Eigenheiten aufzuweisen hat, ist auch in der Lage seine Werke, ja jedes Einzelne davon mit diesen künstlerischen Multiplikatoren auszustatten. Die Kraft des Ausdruckes findet in die Leinwand Einlaß, in der sie wohnhaft bleibt.

Wie Platon im Distichon an den Aster ausruft: Wenn zu den Sternen du blickst, mein Stern, o wär ich der Himmel, tausendäugig sodann auf dich hernieder zuschaun! Zitat Ende.

So kann auch ein künstlerisch gut gearbeitetes Werk tausendseelisch und tausendgeistig auf den Betrachter zurückblicken.

Von einem Künstler wird naturgemäß erwartet, daß er fähig ist Kunst zu spenden.

Dem auserlesenen Künstler bleibt es zueigen eine qualifizierte, hochwertige Kunst aus einer Vielfalt kleinster Zutaten zu erschaffen, als da sind: Reiner, scharfsichtiger Geist, der frei von stimulierenden Stoffen ist, ausdauerhafte Disziplin zum Schaffen und Schöpfen, hochwertiges Talent als stabile Grundlage, pausenlose Weiterbildung der handwerklichen Fertigkeiten durch Praxis, ganzheitliche Konsequenz zum beständigen Arbeiten, klares Vorstellungsvermögen, Wille zur Selbstkritik, Hang zu aesthetischen Wundern, Entschlossenheit auf allen Ebenen, Ehre und Respekt gegenüber dem hoheitlichen Begriff der Kunst, Verantwortungsgefühl für die Wahrheit denn ein Künstler kann nur bestehen, solange es Kunst gibt, Kunst aber nur, solange es Wahrheitsentdeckung gibt.

Man kann nun aufgrund des Hörens dieser großartigen Worte den falschen Verdacht erhalten, daß der künstlerisch tätige Mensch das Außmaß eines Übermenschen annehmen muß, um all diese Punkte und noch einige mehr präzise und gewissenvoll erfüllen zu können.

Doch genau das Gegenteil trifft zu.

Als Künstler hat sich der malende Mensch diesen hohen Zielen eher unterzuordnen, um sie ergiebig ausführen zu können. Es gibt in diesem Zusammenhang auch eine ausgeprägte Interdependenz zwischen dem Bündel der genannten hohen Ziele und dem sich für sie bewerbenden Künstler, welche auf folgender Beobachtung beruht. Je respektvoller der künstlerisch tätige Mensch sich gegenüber diesen Werten zeigt, desto reichlicher kann er das Angebetene erhalten. Durch das ständige Herbeiwünschen dieser Eigenschaften, beschäftigt sich der Geist im künstlerisch willigen Menschen auch nahezu ohne Unterbrechung mit ihnen und kann sie somit hervorzaubern, um sie anschließend auszuleben. Selbstverständlich kommt man daher um das dauernde Beweisen nicht umher und es herrscht während der Malprozesse ein unruhiges, aufgewühltes Verhältnis zum unfertigen Werk und seiner ideellen Idee. Diese feurige Spannung dient dann sogleich dem Schaffensdrang zum Antrieb und der Künstler geht darin auf, blühend oder auch melancholisch, seinen Idealen tätig nachzueifern. So versteht sich der Künstler wohl eher als dauerhafter Bewerber für diese hohen Eigenschaften.

Jedes meiner Gemälde erinnert mich persönlich daran, daß ich mal Künstler gewesen bin, als ich es malte, worin auch die große, zitternde Sehnsucht enthalten ist, es immer wieder wieder auf's Neue sein und erwirken zu wollen. In den Momenten des Malens versinkt man dann im großen Meer der Irrationalität und man ist sich seines Daseins nicht bewußt. So hat der Künstler keine Möglichkeit, sich als Künstler zu blicken.

In den Momenten des Nicht-Malens wünscht man sich dringlich das ersehnte Eins-Sein mit der Kunst. Hat man diesen idealen Zustand annähernd erst erreicht, endet er in rationaler Ohnmacht und man kann ihn doch nicht fassen. So entlodert von Neuem die Sehnsucht mit ihrem melancholischen Eigenduft der trügerischen, fadenscheinigen Illusion.

In dieser Darstellung ist mithin eine Dynamik enthalten, durch die man sich wieder und wieder als Bewerber für die erwähnten Eigenschaften verstehen kann.

Als Arbeitgeber für Künstler sind eigentlich erkannte Wahrheiten auszumachen und da es laut der beschriebenen Version des SYMBIOTISMUS eine ungreifbar große Menge dieser gibt, können Künstler gar nie arbeitslos werden. Wasser und Wahrheit sind so verdächtig ähnlich zueinander. Kein Bestandteil von Wasser verschwand jemals für ewig von der Erde. Jahrmillionen lang bestätigte neuer Regen den alten, bestätigte eine Wahrheit die Ursprünglichen.

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Zusammenhangsgewächse auf symbiotistischen Gemälden

Für die Veranschaulichung des Zusammenhangs im symbiotistischen Sinne habe ich auf meinen Gemälden dafür eigene Ideenanatomien entstehen lassen, die den Namen 'Zusammenhangsgewächse verliehen bekommen haben.

Bei manchen Gemälden sind diese neben den Zentralmotiven eher im Hintergrund gewachsen, wobei sie auf anderen Gemälden selbst eine mittige, zentral angelegte Plazierung erhalten haben. Dieser Bewandnis kann man entnehmen, daß die Beobachtung von Zusammenhängen in unmittelbarer Nähe, aber auch großer Entfemung gemacht werden kann, dann aber auch weiterhin, daß Zusammenhänge uns Menschen aus der Feme und Nähe mit in ihren Lauf einbeziehen und sie uns in verschiedener Heftigkeit tangieren können.

Diese, zwar nicht wirklich biologischen, dafür aber geistigen und hoffentlich auch geistreichen Gewächse sind aus der symbiotistischen Gedankensaat in die Höhe und in die Breite der Kunstwelt gewachsen. Was sie mitteilen, erkennt man schnell und zuverlässig an der Art ihrer Darstellung. Es sind im eigentlichem Sinne Gewächse, die dafür geschaffen sind, die fundamentale Kernaussage des symbiotistischen Deutens klar zu erhellen. In ihnen entpuppt sich die Aussage ganz ohne 'schweigende' Zwischenfelder in ihrer beim heutigen Stand vollendeten Form. So erkennt man in ihrer Fläche eine vollständige Abdeckung des Hintergrundes, die ein Durchsehen nicht möglich macht und die durch reich verzierte Randauswüchse und Verästelungen für sich eine abgeschlossene Form erhalten.

Neben ihrem aesthetischen Reiz, durch den allein sie schon einen Sinn zur Existenz gefunden haben, sind sie aber auch Metaphern für die Definition des SYMBIOTISMUS.

Da sie in erster Linie aesthetische Produkte der bildenden Kunst sind und durch ihren äußeren Anreiz schon erfreuen und interessieren, steht die weitere Bedeutung als philosophische Metapher natürlich im Hintergrund. Es wäre daher grundlegend falsch, anzunehmen, daß man es mit irgendwelchen Doktrinen zu tun hätte, die man anzuerkennen hätte. Trotzallem hat sich die höhere Kunst schon immer als geistiges Sprachrohr verstanden, um auf Wahrheiten und Zustände hinzuweisen. Je mehr und gekonnter dies geschieht, desto höher steigt natürlich auch das Ansehen der Kunst und ihrer Produkte in der Gesellschaft. Umso treffender hat Hegel in seinem Buch 'Aesthetik, Band 1' formuliert: 'Denn der Gehalt ist es, der, wie in allem Menschenwerk, so auch in der Kunst entscheidet. Die Kunst, ihrem Begriffe nach, hat nichts anderes zu ihrem Beruf, als das in sich selbst Gehaltvolle zu adäquater, sinnlicher Gegenwart herauszustellen, und die Philosophie der Kunst muß es sich deshalb zu ihrem Hauptgeschäft werden lassen, was dies Gehaltvolle und seine schöne Erscheinungsweise ist, denkend zu begreifen.'

Insofern kann es sehr bereichernd sein, die Erscheinungsweise der Zusammenhangsgewächse in Gedanken. zu spiegeln und damit in einen regen Dialog mit dem blanken SYMBIOTISMUS zu treten.

Zur Sichtbarwerdung kommt in diesen Zusammenhangsgewächsen vor allem eine botanische Formgebung. Diese Beobachtung veranschaulicht eine Möglichkeit, durch die wir dem künstlerischem Ursprung der geschaffenen Gewächse etwas näher rücken können.

Organische Strukturen, wie man sie von der Botanik her kennt, tragen für den Fall der Metapher in Form von Zusammenhangsgewächsen in sich die Möglichkeit, die Grenze von Realität und Abstraktheit gallant zu öffnen und einen heterogene Austausch zwischen beiden Bereichen zuzulassen. Diese Folgerung ist zulässig, weil sich in den Auswüchsen der Botanik Formen entfalten, die in ihrer Beschaffenheit aesthetisch unlogisch und daher abstrakt sind und dies, obgleich sie in der Realität existieren.

Diese in der Natur überall auffindbaren Formen erleichtern den Einblick und das Verständnis von unlogischer Abstraktheit gerade auch durch ihre natürliche Akzeptanz in der Wirklichkeit.

Im verborgen wesende Abstraktheit ist es, die durch das Kleid der Botanik in eine verstehbare, realitätsnahe Zone reisen kann, wodurch man den Vorteil genießt, daß sie sichtbar, greifbar und somit vermittelbar geworden ist. Die erfolgte Überführung von Erkenntnis aus dem abstrakten Absoluten in eine einladende Erscheinung der bildenden Kunst, die mit einer vertrauten Erscheinung der Realität parallelisiert werden kann, eröffnet die transzendent wirkende Möglichkeit, aus der künstlerisch wiedergegebenen Erscheinung auf das gemeinte abstrakte Absolute rückfolgern zu können, dieses indirekt zu sehen.

Auf eine Weise wie ein Schiff den Hafen verläßt und in fremde, unbekannte Gewässer ausrückt, fließt die künstlerische Passion hinweg in noch nie besuchte abstrakte Gebiete, um irgendwann mit frischen Früchten der Erkenntnis wieder im heimatlichen Hafen der Wirklichkeit einzulaufen.

Zusammenhangsgewächse tragen derlei Frucht und sind also ein Ergebnis der Schau in die komplexe Verwobenheit des strömenden Wesenhaften des Weltlaufs.

Anhand ihrer Form- und Farbgebung, der Art des Hineinwachsens in die Wirklichkeit, vermindert sich die Dichte des abstrakten Gehaltes in dem Maß, als wie sich der Künstler auf einen Kompromiß mit der Realität einläßt. Der Betrachter hat die große Freiheit durch den Einsatz seiner Phantasie den Mangel an Abstraktheit, oder je nach individuelllem Dafürhalten, den Mangel an Realität wieder ausgleichen, aber natürlich die gemalte Erscheinung auch als auf sich selbst verweisend zu besichtigen.

Beim Betrachten erkennt man nur allzu deutlich, daß sich diese Formkonfigurationen während des Erschaffungsprozesses jeglichem Ursprung des rationalen Konstruierens, eben dem planmäßigen Denken, freilich entzogen haben. Die Ratio, als die Erkennende der Wissenschaften hat diese Formen niemals konstruiert.

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Im übrigen kommt es einer Desorientierung gleich, wenn man sich als freischöpfend wollender Künstler auf die logisch arbeitende Ratio stützt, um eine Bezugsquelle für künstlerische Leistungen zu erhalten.

So kann es nicht darum gehen, geistig rational zu malen, aber umso mehr darum gehen, irrational Gemaltes geistvoll zu reflektieren.

Auch Goethe wußte in diesem Punkt Stellung zu nehmen, als er zum Verhältnis eines Werkes und seinem Urheber äußerte: Die Kunst ist eine Vermittlerin Doch indem wir uns darum bemühen, findet sich in dem Verstand so mancher Gewinn, der dem ausübenden Vermögen wieder zugute kommt.

Und zu diesen Reflexionen gehören auch die erwähnten Zusammenhangsgewächse.

Sie entwickeln sich und gedeihen interessanterweise ähnlich zum Schöpfungsprinzip von lebendigen Kreaturen, denn in der Weise, wie sich eine Zelle an die andere ohne Zwischenraum anschließt, verbindet sich auch eine Idee mit der benachbarten Idee auf den Zusammenhangsgewächsen. In den Strukturen der Entstehung erleben wir demgemäß eine Ähnlichkeit zu dem Aussichselbstherauswachsen von real existierenden Lebewesen.

Bildlich ausgedrückt kann man sich der Darstellung von Kausalabfolgen bedienen, um dieser wesentlichen Beobachtung gerecht zu werden.

Selbst die Art und Weise der Entstehung von Zusammenhangsgewächsen ist identisch zum Schöpfungsakt von Lebewesen, Handlungen und sonstigen Zuständen, so daß man es als symbiotistisch malender Künstler stets mit urgründig lebendigen Abläufen zu tun hat.

Es lassen sich zum besseren Verständnis des Gesagten, Zusammenhangsgewächse mit zwei Dingen parallelisieren. Zum Ersten mit einer beliebigen Pflanze und zum Zweiten mit einer beliebigen Begabung, die in irgend jemandem vorhanden ist, Egal, ob Pflanzen, Begabungen oder die hier im Mittelpunkt der Betrachtung stehenden Zusammenhangsgewächse, benötigen alle drei erwähnten Media eine lebensbejahende, förderlich wirkende Umgebung, um sich kraftvoll und selbstbewußt in die ersehnte Höhe recken zu können. Sie alle müssen spezifisch und ihren Ansprüchen gemäß genährt werden, wenn sie in ihrem späteren Erwachsensein die für sie bestimmte Entfaltung erhalten sollen. Pflanzen mit Überlebenswichtigem Wasser, Begabungen brauchen aber ebenso unentbehrlich Dinge wie Anerkennung und Zuspruch und schließlich erkennen wir unmißverständlich die Unentbehrlichkeit von wahrhaftigem Ideenstoff zum Gedeihen der Zusammenhangsgewächse, wodurch sie erst ihre Farbenpracht zur eigentlichen Blüte bringen können. Dies alles kann aber nur in Form von Kausalabfolgen Geschehnis erlangen und insofern dies geschieht, handelt es sich um sehr lebendige Wachstumsprozesse. Es sind die Urregeln der Weltschöpfung, die sich an den Zusammenhangsgewächsen offenbaren.

Durch diese bewußte oder unbewußte Einhaltung des schöpferischen Urprinzips erhält der symbiotistisch arbeitende Künstler als logische Folge daraus eine Eigenständigkeit im künstlerischen Stil.

Die gemalten Ideen verbinden sich symbiotistisch miteinander und fügen sich als kleine, notwendige Bestandteile einer größeren, umfassenderen Form unter. Der lebendige, gegenseitige Austausch zwischen den vielen Ideen bewirkt die Erschaffung eines individuelllen, sich selbst organisierenden Zusammenhangsgeschöpfes.

Im kollektiven Austausch mit benachbarten Formen, Farben und Ideen schafft sich ein unaufhörliches aesthetisches Geben und Nehmen, ein großartiges Beziehungsgeflecht entsteht unwillkürlich.

Dabei entstehen multipolare Beziehungen innerhalb dem Körper eines Zusammenhangsgeschöpfes, aber auch von einem Zusammenhangsgeschöpf zu einem andern in einem Gemälde.

Trotzdem erhält jede Idee ihr Recht auf individuelle Form- und Farbgebung und kann wie in einer zeitgemäßen Gesellschaftstruktur ihre Identität wahren und ausleben, also ein friedliches, symbiotistisches Miteinander freundlich bezeugen. Dies erinnert auch an eine musikalische Komposition, bei welcher die Töne zum Erhalt und Wahrung ihres Lebens aus existentieller Notwendigkeit heraus aneinandergereiht sein müssen und nicht etwa durch einen Zeitraffer in nur einem einzigen Punkt zusammengerafft und vernichtet werden würden. Man entnimmt eindeutig die wichtige Voraussetzung des Aneinandergereihtseins, ohne welches ein Entstehen von Zusammenhängen unmöglich ist.

Es ist, um ein metaphysisches Weltportrait zu erhalten, erforderlich auf dieses Charakterium hinzuweisen.

Daneben demonstrieren diese Zusammenhangsgewächse aber auch weitere Attribute wie Lebens- und Entfaltungstrieb, spielerische Unbeschwertheit, Experiment und Aufbau.

Ganz allgemein ist es als Künstler natürlich ein wichtiges Anliegen, dem uneingeschränkten Optimismus ein ewiges Zeugnis zu schenken.

Erst durch die entdeckenden Blicke von Interessierten Menschen erhalten Kunstgemälde ihren vollkommenen Lebensodem.

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Ausdrucksweise eines Kunstwerkes

Wenn man als Betrachter eines der gemalten Werke beschaut, so sieht man erst einmal etwas bloß Stoffliches vor sich glänzen. Damit läßt sich festhalten, daß die aufgetragene Ölfarbe zuerst als Haut des Bildes aufzufassen ist, derngemäß man das Werk an sich als nur etwas Oberflächliches beschauen kann. Obwohl man an der Erscheinung der individuelllen Hautgestaltung unseren ersten und eigentlichen aesthetischen Eindruck gewinnt, stellt man immerzu fest, daß die Sprache des Bildes in der Haut versunken zu sein scheint, unterhalb der Haut im Verborgenen mächtig und gewaltig pulsiert. Die aufgetragene Ölfarbe übemimmt die Funktion von der Bewahrung der Wahrheit in sich, die aber wie das Wasser in einem nassen Schwamm nur direkt an der Oberfläche glitzert und scheint. Möglich erscheint jetzt, um im Vergleich zu bleiben, ein Ausdrücken der Wahrheit mit den Augen zu erwirken.

Die bunte, farbige Oberfläche eines Kunstwerkes verhält sich zu seinem unsichtbaren Gehaltvollen in ähnlichem Verhältnis, wie sich die Realität unserer Welt zu der ihr tragenden Abstraktheit verhält.

Das Innere ist dabei stets nur durch die Überwindung des Äußeren erfahrbar.

Im wahrhaften Kunstgemälde pulsiert das Abstrakte inmitten der bewahrenden, gefangenhaltenden Farben und Formen nach oben mit dem Drang sich an den Betrachter hin zu äußen.

Kunstbilder sind aber auch eine niemals versiegende Quelle von Wahrheit, da sie ununterbrochen Dialog anbieten und der Beschauer von Kunst unzählig oft Gelegenheit bekommt, das innere Wesen zu genießen. Ein Gemälde wird des inneren künstlerischen Ausdrucks niemals müde.

Es offenbart sich durch die Einheit in dem zugrundliegenden Ausdruck und dem Eindruck in den Betrachter. Insofern diese verhältnismäßig eng miteinander einstimmen, kann man von einem gelungenen Werk sprechen.

Die innere reife Blüte von Abstraktheit auf Gemälden umduftet den Betrachter und verführt ihn dazu, in eine erweiterte Weltschau einzutreten, was im besten Fall als Loslösung und Befreiung von der Bande der Realität zu werten ist.

Bei diesem Erguß in den Beobachter zerschmilzt scheinbar die die Wahrheit aufstauende Farbfläche in ihrer Stofflichkeit zu einem durchsichtigen Nichts, in welchem das abstrakte Jenseits sich bis dahin geborgen hielt.

Der nie endende Ausfluß von innerer Seele und Geistigkeit eines Gemäldes wird aber jederzeit sehr mannigfaltig und in sich verschieden sein, da er sich durch zahlreiche Formen und Farbnuancen zur Anschau gibt.

Ein Gemälde kann wohl immer geben, wann der Betrachter dies auch wünschen mag. So strömt es gleichsam über von Schenkungsbedürfnis und nicht herausfordernder Liebe, sondern einer, welche zu geben gemacht ist. Ein Gemälde existiert, um Gutes und Schönes zu vollbringen und trägt daher bei, die Welt ein wenig zu verbessern, mindestens aber zu bereichem.

Ähnlich der Erziehung eines Kindes ist es wohl zu beschreiben, sich der Malerei zu widmen. Hier trifft zu, daß man eine noch nicht fertige Seele nicht einfach verformen und biegen kann, wenn sie sich eines Tages selbst entdecken soll. Allenfalls kann man Begleiter oder Wegweiser sein, um dezent Hilfe zu leisten, wie der Heranwachsende seine inneren Schätze am günstigsten zur Blüte bringen kann. Erzwingen läßt sich bei einer solchartigen Polarität wo nichts Gutes.

Kennt man erst einmal die Erhrung der aktiven, hingebungsvollen gegenständlichen Malerei, so hat man möglicherweise schon Bekanntschaft damit gemacht, daß die Beziehung zur inneren künstlerischen Vorstellung ein ähnlich distanziert-vertrautes Verhältnis in sich verkörpert. Man führt die künstlerische Vorstellung sozusagen Hand in Hand in die Realität, ohne sie einen einengenden, willentlich herbeigeführten Druck auszusetzen. Sie geschieht freiwillig und folgt mit ihrer individuellen Seele. Diese kann der Künstler erfassen und im vollendeten Werke als Ausdruck flimmern lassen. So reift eine Imagination entlang ihrer Seele in Reinheit, wobel es die Aufgabe des Künstlers ist, dem Wesen der Seele der Gemälde nachzuspüren und er dabei ahnt, daß er dabei auch sein eigenes Wesenhafte entdeckt.

Auch deshalb glaubt der künstlerische Maler an das, was er tut. Dieser zweifelt sicher nicht, denn wenn der Glaube Berge versetzen kann, selbst Gott scheinbar erfassen kann, Mauern sprengen kann, dann kann er mit Leichtigkeit auch Malerei erwirken. Man denkt an dieser Stelle vielleicht an das enge Verhältnis zwischen Glauben und Vertrauen und kommt darauf, daß der Künstler nicht zuerst fragt, warum er dies oder jenes tut, sondern umso mehr in einer Welt der Antworten tätig ist, in der er forschend umherschweifen kann. Antworten, die aus den künstlerischen Imaginationen ohne Aufforderung sichtbar werden. Worte, die aus den künstlerischen Gemälden ohne Aufforderung hörbar werden. Dabei spielt es keine tragende Rolle, ob nur ein Betrachter oder derer viele etwaige Antworten aus einem Gemälde erhalten. Ein Kunstwerk bietet nur an, stellt aber deshalb nicht die Erwartung, daß man sein Innerstes erblickt oder gar enthüllt. Dabei kommt der schöpferische Maler auch gar oft in den Genuß, immer wieder neuen Ausdruck zu erforschen. 1000 Gesichter hat ein Bild und hinter jedem verbergen sich noch dutzend weiterer.

Obgleich sich die Bilder wohlgefällig innerhalb einer allgemeingültigen, symbiotistischen Werk-dokumentation versammeln, erheben sie in ihrer Individuelllen Existenz den Anpruch auf Einzigartigkeit, den sie im Einzelnen zu Genüge erfüllen sollten.

Man mag sie wie Geschwister nebeneinander wahrnehmen wollen und weiß zugleich um das gemeinsame, inmaterielle Schöpferblut, welches unverkennbar in ihnen fließen soll und wodurch es möglich ist, eine 'stammbaumartige Zugehörigkeit zu einer elterlichen Schöpfungsquelle auszumachen.

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Ursprung künstlerischer Impulse

Nachdem wir beim Entdecken des engen Zusammenhangs von Kunst und Wahrheit den Ursprung eines objektiven Wahrheitgehalts im abstrakten Absoluten entblößt haben, will ich an dieser Stelle dazu übergehen, auch den Ursprung des subjektiven Wahrheitinhalts meiner Kunstgemälde zu tangieren.

Und vorher kann ich mal kurz erwähnen, daß ich zwischen dem 7. und 11. Lebensjahren fast allnächtlich von heftigen Alpträumen heimgesucht wurde, was nun rückwirkend von mir als die Vertrautmachung mit der Innenwelt gedeutet wird.

Diese Innenwelt ist im Grunde ein für sich vorhandener Raum, ähnlich einem Zimmer, also einem für sich geschlossenen Innenraum in der freien, offenen Welt.

Der Ideenfindungsprozess im Innenraum des Menschen erinnert an ein Erlebnis, welches sich vor einiger Zeit abgespielt hat.

Damals, zur Zeit der abendlichen Dämmerung betrat ich ein Hotelzimmer und stand nach dem Schließen der Tür dort in der beginnenden Dunkelheit, ohne das Licht zu entflammen. Mit dem Blick durch das Fenster hoben sich dort draußen die scharfkantigen Umrisse der Stadt mit ihren dunklen Dächern und Türmen vor dem dunkelvioletten Himmel ab.

Dort draußen, der Realität entgangen und verloren, kam ich her.

Plötzlich aber, mit dem blitzschnellen Anknipsen des Deckenlichtes kippte die Situation schlagartig um. Im Fenster spiegelte sich hell der Hotelinnenraum mit mir, der Hand noch am Lichtschalter, ohne von draußen noch etwas erkennen zu können.

War man erst noch auf draußen fixiert, blickte man unerwartet rasch die innere Wirklichkeit des Raumes. Vom Außen abgewandt, erkennt man unversehens ein inneres Zuhause.

Ähnlich kann ein künstlerisch kreativer Mensch einen 'Schalter in sich benutzen, um in seinem inneren Zuhause sich selbst zu finden. Interessant ist dabei möglicherweise die Feststellung, daß man sich zumeist für eine der beiden Varianten zu entscheiden hat. Entweder Ausblick oder Einblick. Beides zugleich ist oft nicht machbar.

Um den Erhalt des Urprungs des subjektiven Ideenschöpfungsprozesses nachzuvollziehen, wollen wir uns das Unterbewusste, aber zugleich auch das in noch tiefer eingebetteten Schichten, nämlich das Unbewusste, etwas bewusster vor Augen halten. Der schöpferische Akt beim Malprozess bringt immer wieder die glücklich machende Situation hervor, unbefangen und spontan visionäre Bildwelten finden und besuchen zu können.

Dabei ist diese Art von Visionsempfang weitgehend frei von irgendeiner hemmenden Erwartungsgeste. Diese Haltung beschreibt sich als dem Besitzen von irrationalem Kompositionsdrang, dem imaginären Visionenkennungswillen und der Bereitschaft, unter Einsatz von Phantasie, das innerlich Gesehene aus seinem Chaos in eine ästhetische Ordnung zu bringen.

Man hat es daher mit keiner verkrampften, geplanten Konzeptkunst, sondern vielmehr mit erlebnisreichen und ungeplanten Tauchfahrten durch die tiefen Ozeane des Un- und Unterbewusstseins zu tun.

Bei all dem will man sich aber nicht mit der bloßen Empfängnis von Visionen zufriedenstellen, sondern sich verheißungsvoll mit dem Ursprungsreich visionärer Eingebungen beschäftigen.

Nachdem dies aber so unerreichbar, in so irrationaler Ferne und so metaphysischer Weite liegt, kann man sich diesem nicht mit real vorhandenen Worten näherkommen, sondern muß sich mit Metaphern weiterhelfen wissen. Diese sind zumeist in der Lage, einen Eroberungszug mit Pioniergeist im Reich des Begrifflosen vorzunehmen. Da kann man im bildlichen Sinne entweder direkt auf ihnen mit in das begriffslose Reich reisen und fassungslos umherblicken, weil man nur einen Hauch des Reiches mit ins Begriffliche retour nehmen kann, oder aber außerhalb des Reiches auf ihre Rückkehr warten und ablesen, was sie für Botschaften mitbringen, wohl wissend darüber, daß es sich dabei auch nur um einen verdünnten Geschmack des Eigentlichen handeln kann. Beides bleibt sich im Ergebnis gleich.

Als allgemein bekannt kann das Wissen darüber vorausgesetzt werden, daß sich das wirklich Unbewusste in scheinbar unzugänglich tiefer liegenden Ebenen befindet, als das wesentlich leichter in Erinnerung zu rufende Unterbewusste. Das Unbewusste ist schließlich ein hoheitlich gehütetes Geheimnisvolles, ist demnach etwas verborgen Verhülltes, welches nur tief-dunkel und in höchstem Maße indirekt Botschaften nach außen flüstert. Keine konkrete Nachricht hat es von dort jemals nach außen geschafft, außer in den Ausnahmefällen einer gezielt angelegten Hypnose, die man aber für die künstlerische Betrachtung außer Acht lassen kann. Nichts ist Etwas und alles ist zugleich ein großes schweigendes Nichts im Unbewussten. Man kann insofern den Schluss ziehen, daß in diesem ungehörten und ungesehenen Universum der stillsten Geheimnisschätze eine Menge von künstlerischen Ideen deren Anlauf nehmen. So wie Sterne im großen, unermeßlichen Weltraum entstehen und langsam zu einer festen Masse werden, eifert auch Ideenstaub in dem nie gesehenen All des Kunstursprungs um das Geborenwerden, um darin für die Gunst der Substanz wehmütig zu betteln.

Man hat die Freiheit der Metapher und kann daraufhin gefertigte Substanzen als nun bereits greifbar, sichtbar gewordene Ideensteme oder Ideensonnen interpretieren, die damit aber in den fassbar gewordenen Bereich des Unterbewussten Eingang erhalten haben, von wo sie ihr Licht ins Bewußtsein des Menschen einsam ausstrahlen in der Hoffnung, doch irgendwann gefunden zu werden, ja aus der Einsamkeit des inneren weiträumigen und dunklen Universums ans Tageslicht der Realität enthoben zu werden. Als aus dem Inneren schöpfender Mensch ist es, als würde man innere galaktische Flüge zu hell im Innenall

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leuchtenden Ideensonnen- und Sternen unternehmen, un in deren Licht über die gültigen Entstehungsprinzipien zu lesen, über die wir schon ausführlich erzählt haben. Jeder kleinste Bestandteil eines Gemäldes aber ist im Keim eines solchen Sonnenlichtes in den Ur-Sprung gedeutet worden. Es ist wie eine visionäre Prophethie über den Erhalt eines Gemäldes, denn der direkte Schöpfungsprozeß ist ein unbewußtes Geheimnis, über das zu Sprechen man nicht fähig ist. Es ist wiederrum diese rationale Ohnmacht, oder besser rationale Gelähmtheit, die sich nicht durchblicken läßt. An diese Stelle tritt zwar ein großer Anteil von irrationaler Aufmerksamkeit, jedoch kann man diese nicht als erinnerungsfähiges Erlebnis behalten und mitnehmen in die Begrifflichkeit der Lautsprache. Ähnlich wie der Schlafende erlebt man gar kein richtiges Sein und wenn, dann bleibt nur der fahle Schimmer eines Traumes zurück.

Man ist konfrontiert mit einer totalen rationalen Leere, die zugunsten einer totalen irrationalen Fülle, dem absoluten Abstrakten, Einzug genommen hat.

Dort erlebt man totalitäres Staunen, von dem ein unformulierbarer Eindruck übrig bleibt, zumindest wenn man sich der Sprache bedienen möchte.

Was man als indirektes Zeichen dieses Zustandes aber sehr wohl erhält, auch als glaubwürdiger Beweis für das Gehabthaben dieses Zustandes, ist die Geburt eines neuen Gemäldes. Die reale Versinnbildlichung des Gesehenen, also der langsame Bewußtwerdungsprozeß nach dem rationalen Koma ist der dann darauf folgende und ausführende Malprozeß, wo man für sich selbst auch aufdeckt, was da vorher unbewußt und dann unterbewußt zum Ausbruch gekommen ist.

Sehr glücklich kann man sich als Künstler darüber schätzen, wenn sich zum subjektiven Gehalt der Gemälde noch die symbiotistische und damit objektive Wahrheitsentfaltung hinzugesellt, um den Gemälden auch eine objektivere und damit ungleich größere Bedeutung zukommen lassen zu können. Tatsächlich kann man aber nicht von zugeflogenen Geschenken sprechen. Wenn dies so wäre, bräuchte man keine aktive Auseinandersetzung mit dem Gemälde einzugehen und müßte wahrscheinlich für einen solchen Fall die bekannte unerträgliche Leichtigkeit des Seins erleiden. Kreativität im eigentlichen Sinne bezeichnet das aktive Herausbilden und das bildliche Werkerwirken, womit zum Ausdruck gebracht wird, daß man mit der erhaltenen Vision von einer künstlerischen Idee sich in eine bipolare Beziehung begibt, um ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis zu erreichen. Dabei spielt der Künstler nicht nur die passive Rolle des Empfangenden, sondem verhält sich wie ein Ausschauender, der aktiv findet.

Der allgemeinen Erfahrung nach wird man dabei eine Auswahl aus mehreren sich bietenden künstlerischen Impulsen erwählen, wobei nichts einzuwenden ist, wenn diese Wahl unter Einbeziehung und Mitwirkung des Verstandes erwogen wird. Im künstlerischen Interesse sollte allerdings eine verstandesmäßig verursachte Verfremdung der reinen ideellen Idee vermieden werden und nur gerade mit so wenig Ratio vermengt werden, daß der künstlerische Odem und dessen hoher zerbrechlicher metaphysischer Gehalt an selbstständiger Erscheinungsweise nicht verliert, wenn diese in die bereits wartende Realität beim Malprozeß hinüberwandert. Die Ratio sollte unter diesem Anliegen das eigentlich künstlerische Lebewesen, das Kunstwerk, nicht überschatten, sondern durch ihre Anwesenheit eine hinweisende Orientierung auf die in ihr selbst durchscheinende Irrationalität geben, welche nicht sich selbst als bloßes Sichsein zu offenbaren vermag. Der Beschauer kann durch das Mittel der Transzendenz in das Transzendierte blicken.

In diesem Zusammenhang paßt es auch zu sagen, daß eine tatsächlich zur Ausführung gekommene künstlerische Idee, nur aus einem Ausschnitt einer größeren Ideenvielfalt, als besonders geeignet ausgewählt worden ist. Ein solcher zur Realisation gedrungener Ausdruck hat sich dem schöpfenden Künstler als besonders wohlgesonnen und umschmeichelnd dargestellt, ist daher als sehr fähig und brauchbar eingeschät worden, sich dem Thema der künstlerischen Arbeit harmonisch oder auch schrill einzufügen, je nach Aussage des Kunstwerkes. Es läßt sich bei einem solchen Erschaffungsvorgang beobachten, wie sich ursprünglich immer eine höhere Anzahl von verschiedenartigen künstlerischen Impulsen anbietet, von denen aber das entdeckende und analysierende Innenauge des Künstlers seine Aufmerksamkeit dem Regsamsten und damit Stärksten zukommen läßt. Die Erfahrung zeigt, daß man mit derartigen Entschlüssen für den jeweils leidenschaftlichsten Kunstträger, zugleich ein geachtetes Wesen von Würde und Erhabenheit vor sich hat. Mit unbestreitbarer Richtigkeit läßt sich mutmaßen, daß selbst bei diesen Auswahlvorgängen nur eine relative Gerechtigkeit und damit nur eine relativ hohe Qualität von künstlerischen Funden erfüllbar ist, da man als schöpfender Mensch erkennt, wie im Verlauf von Zeit auch die Masse von Ideen einen Austausch erlebt, so wie ein Fischer zu anderer Zeit am selben Ort immer wieder neue Fische erhalten wird, die aber natürlichen Schwankungen von Qualität unterworfen sind. Im Ozean der Kunst ist dieser Sachverhalt ebenso erlebbar. Gerade die so hoch gehaltene künstlerische Freiheit, wird durch diese Grundbedingung zur Auswahl, sowie durch das Sortieren der herausgefischten Auswahl, negativiert und schrumpft währenddessen in sich selbst zusammen. Wenn sie zu Beginn der visionären Umschau auf dem wogenden Wasser der Ideen auch in alle Richtungen hin ziehen wollte, erfuhr sie die erste Einschränkung ihrerselbst bereits in der Erkenntnis, daß sie als uneingeschränkte Absolutheit zwar vorhanden ist, als solche allein aber nicht im Sehenden existieren kann, da jeder Ausblick in eine Himmelsrichtung schon die Entdeckung für die drei anderen Richtungen verwehrt. Jede Entscheidung engt sich selbst ein und baut Mauern um sich herum, um sich als Ausgleich daraus zu verstehen versuchen. Durch den notwendigen Verlust des absolutesten Freiheitideals, erhält man zwar die Orientierung auf ein, wie man sich dann einreden kann, gesuchtes Ziel, jedoch kann diese Ersatzleistung niemals das ersetzen oder übertreffen, was als eigentliche künstlerische Freiheit für sich betrachtet steht. Damit läßt sich jeder exekutive Malakt als

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beengend und bedrückend erfühlen, und es gilt Malerei und andere Kunstschöpfungstätigkeiten an sich, als Gefängnis gegenüber dieser Freiheit aufzufassen.

Nimmt man sich diesen ideellen Standpunkt als Maßstab, so läßt sich der schaffende Künstler, welcher mit den unerlembaren und unbezahlbaren Gaben ausgestattet ist, diese Freiheit beim Schöpfungsakt zu erfahren, nur noch als daran leidendes und sogar in Phasen der vollendetsten Schau, als daran zerbrechendes Individuum beschreiben.

Auch darin können erfahrene Künstler wohl den Begriff 'Leidenschaft' im Hinblick auf ihre Werke zu deuten wissen. Es sind dies die ersten Wehen vor der Geburt einer Idee ins Bewußtsein des Künstlers. Es setzen weitere Wehen spürbar und unausweichlich dann ein, wenn man die Versinnbildlichungstätigkeit begeht, um den Inhalt der dann umkreisten künstlerischen Entscheidung, Pinselstrich für Pinselstrich in die Realität zu übertransformieren.

Auch hierin läßt sich eine Kraft auffinden, die dem Künstler eine Aufforderung zum Erschaffen ist, weil dieser bedrückende Pathos durch das 'ins Werk absetzen' in seinem Druck gemindert wird und durch diese Übertragung der so schaffende Mensch sich davon langsam erleichtern und befreien kann. Je mehr absolute künstlerische Freiheit ein kreativer Mensch durch seine Veranlagung erfahren kann, desto leidlicher ist auch das Aufgeben von dieser und desto stärker fallen die Wehen, die einem Abreagieren an dem Verlust der Freiheit gleichzusetzen sind, aus. Hierin liegt aber auch die qualitative Intensität einer künstlerischen Handlung, da der Künstler im Erleiden des Verlustes von künstlerischer Freiheit genau diese, wie ein Rettungsboot zu ergreifen versucht, indem er etwas, das an sie erinnert und mit ihr zu tun hat, darstellt. Hierbel kann sich das notwendige melancholische Befinden mit der sich in den Künstler ergießenden Freude über die Rettung in einer rotierenden Drehachse befinden und der kreative Mensch, welcher sich im Zustand des Gebährens weiß, kann seinen Blick im besten Falle auf die Geburt und Verwirklichung der betreffenden künstlerischen Idee richten, um in dieser aktiven künstlerischen

Auseinandersetzung einen annehmbaren Ausgleich für den erlittenen Freiheitsverlust zu erfahren. Bei dieser geistigen Einstellung erfährt der künstlerisch Tätige durch die Festlegung auf eine Idee die etwas eingeschränktere künstlerische Freiheit dieser Idee an sich, zu welcher er aber während und bedingt durch die realisierende Tätigkeit wiederrum Verlust an der metapysischen Reinheit der Idee beklagt. Sobald diese Idee als etwas vertretbar Ähnliches zu ihrem wah Sein ausgearbeitet ist, sucht sich der rastlose, nie erschöpfend Schöpfende ein neues Ziel, um den an der Realisation ergangenen Verlust zu therapieren.

Daher besteht für den begabten Künstler ein konfliktreiches, weil auf Dauer unerfüllbares Verhältnis zu dem zum Ideal erhobenen Überbegriff Kunst und allem was damit in persönlicher Verbindung zu ihm steht. Dies besteht in besonders schöpferischen Phasen umso spürbarer.

Es ist, als wäre dieses Wort ein seltsames, võllig unnahbares Wesen, welches in ein Kleid gehüllt ist, gewebt aus den schillenden Farben eines Regenbogens und es mit dem Rücken zu einem gekehrt ist und sobald man es berührt, es dann in sich zerfällt. Macht man aber einen Bogen darum und will diesem herrausfordernden Geheimnisvollen in das Angesicht blicken, verbrennt man sich die Augen.

In den Momenten der schöpferischen Prozesse gibt es also den Effekt, daß man nur eine scheinbare Annäherung an den unantastbaren Begriff Kunst erlebt. Ähnlich einer wegflüchtenden Illusion scheint das Kunstideal von einem weg zu fliehen. Bewegt man sich 2 Schritte in die Richtung dessen, findet man die Kunst um ebenso 2 Schritte entrückt zum vorhergehenden Aufenthaltspunkt des Kunstideals. Es ist aber denkbar, daß diese sich fortbewegende Kunstidentität hingegen aller Erwartung die unbemerkte Aufgabe eines Köders erfüllt, weil nur und gerade durch die Fortbewegung des Ideals beim Kunstschöpfen der Künstler auf einen Weg gesandt wird.

Mehr noch: Es ist genau der Weg, auf welchem vorher die Kunst angesiedelt war. Der Künstler bereist dabel unwillkürlich das Land der Kunst, entdeckt in ihm und meint zugleich, daß er außerhalb der Reichweite einer jeglichen Kunst steht, da er immer noch dem niemals greifbaren und vor ihm herwandelden Ideal des gewollten Kunstwerkes nacheilt, ohne es aber jemals einholen zu können. Die Sehnsucht im Künstler wittert aber immer wieder die Fährte der Kunst und wird daher eine treibende Kraft bleiben, um den Spuren des erhabenen Kunstideals leise und unbemerkt zu folgen.

Bei all diesen Beschreibungen merkt man aber hautnah und geistnah, daß man verzweifelt nach einer konkreten Beschreibung des Malprozesses sucht, da noch kein direkt reflexionsfähiges Wort dafür geschaffen ist. Zurückgreifen kann man nur auf Umschreibungen in Form von Metaphern. Alle zur Verfügung sich bietenden Worte scheinen nichtig zu werden, wenn man sie auf ihren hierfür nötigen Sinngehalt hin überprüft. Sie allesamt entziehen sich dem erwünschten Zweck und Sinn und sind wie leerradiert. Um bei dem vorher angewandten Vergleich mit dem inneren Weltall anzuknüpfen, müßte man sagen, daß alle Versuche das Erlebnis der Malerei ins Wort zu fangen, ein geradlieniger Volltreffer ins schwarze Loch des Unbewußten sind und bleiben werden.

Das totalitärste Kunstwerk aber wäre eines, in dem der umfassende künstlerische Kollektivgehalt aller jeher geschaffenen und noch zu erschaffenden Kunstwerke in sich verkörpert wäre.

Nur und alleinig mit der Fertigstellung eines solchen Kunstwerkes wäre die brennende Sehnsucht nach dem personifizierenden Einfassen der Kunst im Künstler erfüllt, entgültig durchlebt und damit verbrannt, endlich dann auf ewiglich verschwunden.

Wahrscheinlich aber ist in solchem Sein kein Raum mehr für Verstand, sondern nur für kreativen, aber zugleich leidlichen Wahn.

Zum vertretbaren Zusammenhang von Wahnsinn und Genialität kann man A. Schopenauer in dem Buch

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Metaphysik des Schönen' sprechen lassen und hört: Die Wurzel des Genies liegt also in der Art die anschauliche Welt zu erfassen. Das Wesen des Genies ist die Fähigkeit in den wirklichen Dingen die Ideen derselben aufzufassen, und da dieses nur geschehen kann in einer rein objektiven Kontemplation, in der alle Relationen verschwinden und besonders die Beziehungen der Dinge zum eigenen Willen aus dem Bewußtsein treten, so ist das Genie auch auszudrücken, als die vollkommene Objektivierung des Geistes, d.h. die Fähigkeit, sich rein anschauend zu verhalten.... übrig zu bleiben als rein erkennendes Subjekt, klares Weltauge.......... Die vollkommene Auffassung des eigentlich inneren Wesens der Dinge macht gerade die Erkenntnis der Relationen unvollkommen und dies eben gibt die Phänomene, die mit denen des Wahnsinns eine längst erkannte Ähnlichkeit haben. Das Genie und der Wahnsinnige erkennen beide die Dinge vereinzelt......... das Genie, weil seine Betrachtungsweise die Dinge herausreißt aus dem Strome des Weltlauf um nämlich im Individuo die Idee, den Repräsentanten der ganzen Gattungen zu erkennen; der Wahnsinnige, weil er den Zusammenhang verloren hat........ Zitat Ende.

Gegenständlicher SYMBIOTISMUS als Gegenstand des Schlußwortes

Es kann in der aufrichtigen Kunst nicht darum gehen, sich einem gerade gängigen Stil unterzuordnen, nicht zuletzt einem Stil, der sich womöglich durch wechselnde Nachfrage auch jederzeit ändern kann, sondern es dreht sich bei der Tätigkeit des Kunstschaffenden mehr um das Innehaben eines eigenen Stils, für den man, am Rande bemerkt, auch Verantwortung haben kann. Es geht daher mehr um das aufrichtige Kennen und Gehen eines intuitiven Arbeitens, welches auf seinen Etappen in der Welt auch entsprechend stilvolle Zielsetzungen in sich birgt. Zur Intuition wird in dem Buch 'Aktives Denken' von Ellen J. Langer folgendes gemeint: 'Durch Intuition andererseits begreifen wir die Welt als Ganzes, als im Fluß befindlich. Zitat Ende.

Man weiß zugleich, daß jede ausgeprägte Modelinie auch ihre Wettstreiter haben sollte, nicht zuletzt um die Vielfalt auf einem Markt zu gewährleisten.

Bel der Betrachtung der symbiotistischen Gemälde fällt einem zuvordererst ein gewisser Hang zur perfektionisierten Malweise auf, der auf sämtlichen Gemälden wiederzufinden ist und sich tatsächlich als stiltreue Auffälligkeit durch das Gesamtwerk hindurch zieht. Anhand dieser gewählten Darstellungspräzision erfahren wir einen Einblick in die scharf ausgeprägte Vorstellungswelt des Künstlers. Ähnlich dem gehobenen Anspruch an ein z.B. klassisches Musikorchester, wird dabei versucht mit einer jeglichen Bildkomposition den Farbton und Formenklang auf einem hohen Niveau wiederzugeben. Kompromisse kann man sich als Berufs- und zur Kunst berufener Künstler nicht leisten, wie auch beim anerkannten Orchester ein einziger unscharfer Ton die gesamte Komposition entstellt und nichtig macht.

Bei den symbiotistischen Gemälden scheint es auch eine gewichtige Rolle zu spielen, aktiv in den Malprozeß einzugreifen, um am Werkbildungsprozeß eine kreative Rolle genießen und verkörpern zu können, so daß man willentlich am Ausformen der Wahrheit teilnimmt. Durch reges Hin- und Herwälzen der unbewußt erhaltenen Visionen im Verstand, also im Verstehen, erhält

man einen vertretbaren Bezug zur Wirklichkeit. Nachdem der Verstand sich täglich in die Realität einmischt und von ihr triefend voll erfüllt sein muß, kennt er den Maßstab für sie. Besonders die große absolute Abstraktheit muß im Geiste sehr mit den Kriterien der Wirklichkeit vermengt werden, um innerhalb von ihr verständlich zu erscheinen. Dabei nimmt natürlicherweise das konstruktive Ringen um den weitgehenden Erhalt der visionären Vorstellung einen zentralen Teil des schöpferischen Aktes ein. Das verstandesmäßige Denken erwägt dabei bewußte Entscheidungen darüber, in welchem Maß das Anpassungsverhältnis des Abstrakten an die Realität in Form von begreifbarer Realität geschehen kann.

Eine abstrakte oder auch verschleiende Malweise würde die Wahrheit, entlang der die gezeigten Gemälde gemalt sind, zu sehr verschlüsseln. Diese Vernebelung bei abstrakter Malweise würde als Folge die gesamte symbiotistische Erkenntnis auf den Bildern in Frage stellen. SYMBIOTISMUS aber verlangt nach unfehlbaren Hinweisen auf seine Kernaussage.

Die symbiotistischen Gemälde lassen sich vor allem aufgrund ihrer perfektionistisch gehaltenen Malweise auch als konkret sprechende Zeugen für diese ganzheitliche Wahrheit auffassen. Als Folge dieses sich nie erschöpfenden Zeugnisses leuchtet als eine der großen Erfahrungen an jedem Gemäldehorizont die Erkenntnis hervor, daß man unentwegt neues, noch niemals Gesehenes erpinseln kann. Bei all dem stellt kein einziges Gemälde den Anspruch darauf, ein Dogma zu sein. Sie sind durchaus in der Lage, allein in sich selbst als bloßer aesthetischer Ausdruck zu verweilen

und vor sich hin zu ruhen. Die Gemälde genügen sich in ihrer Äußerlichkeit und können dadurch vollauf

emotionale Werte wie Freude, Heiterkeit und Interesse vermitteln. Ausnahmsios alles ist durch Kausalfolgen miteinander verknüpft und verwoben und steht daher in wechselseitigen Beziehungen zueinander. Dabei handelt es sich um keine abstrakte Annahme, sondern im Grunde um bedingungslose Wahrheit, die, wie wir deutlich erläutert haben zugleich allgegenwärtig ist. Den Anfang aller symbiotistischen Ölmalerei habe ich mit meinem 18.tem Lebensjahr getan und habe seither ohne größere Unterbrechungen dauerhaft gemalt. Der Antrieb war tatsächlich aus dem Bedürfnis heraus begründet, Ideen darzustellen, was schon damals galt und übrigens bis zum heutigen Tage mit derselben starken Motivation erhalten ist und bleiben wird.

Ende Seite 21 / Danke